Die 126 km von San Augustin nach Popayan sind nicht asphaltiert. Der grobe Schotter ruettelt uns kraeftig durch. Der groesste Teil der Strecke liegt auf ueber 3000m Hoehe. Wir fahren in gemuetlicher Geschwindigkeit, um die gebotene Landschaft gebuehrend zu geniessen. Fuer die Ueberfahrt benoetigen wir daher 5 Stunden. In weiten Teilen sieht es aus wie im Allgaeu. Die Bergwiesen werden fuer Milchviehhaltung genutzt.
In dem Kolonialstaedtchen Popayan haben alle Geschaefte und auch die Restaurants und Cafes geschlossen, es ist Sonntag. Da unsere Unterkunft keine Parkmoeglichkeit hat, haben wir unsere Motorraeder auf einem benachbarten bewachten Parkplatz abgestellt. Daher wundern wir uns, dass wir am Abend nun doch Motorengeraeuche im Flur unserer Herberge hoeren. Ein, vom stroemenden Regen voellig durchnaesster Motorradfahrer quaelt sich mit heulendem Motor die Eingangsstufen hoch. Es ist Jesse, den wir auf dem Segelschiff kennen gelernt hatten. Er ist von Cartagena aus die westliche Route ueber Medellin und Cali gefahren. Nun haben wir uns durch Zufall wieder getroffen. Wir verleben einen lustigen Abend bei Pizza und landestypischen Milchshakes. Sicher werden sich unsere Wege noch haeufiger kreuzen.
Die Strecke zur Grenze nach Ecuador fuehrt, wie schon die Tage zuvor, durch die Anden. Es reiht sich eine Kurve an die naechste. Der Strassenzustand der Panamericana ist erstaunlich schlecht. Unterwegs halten wir bei einer Molkerei und probieren das schon auf vielen Schildern entlang der Strecke angepriesen Getraenk ‘Kumis’ (nein, ohne ‘h’ & ‘t’!). Es scheint Kefir bzw. Buttermilch zu sein. Ines bestellt einen Obstsalat. Wie schon einmal zuvor, wird dieser mit geriebenem Kaese (Cheddar) gemischt serviert. Eine gewoehnungsbeduerftige Mischung. Ines hat Muehe, den Kaese wieder heraus zu sortieren.
Obwohl wir die Grenze erst am spaeten Nachmittag erreichen, versuchen wir noch nach Ecuador einzureisen. Durch den langen Stau mogeln wir uns bis zu den Zollhaeuschen durch. Die Ausreise und der Export der Motorraeder ist schnell erledigt. Der Import in Ecuador ist zwar einfach, dauert heute jedoch ewig. Auch in Ecuador ist heute Rosenmontag. Viele wohlhabende Staedter sind die 5 Stunden lange Strecke aus Quito nach Kolumbien gefahren, um dort einzukaufen. Die meisten haben einen grossen Flachbildschirm, DVD-Spieler oder grosse Haushaltsgeraete im Gepaeck. Auf diese Waren erhebt Ecuador seit einigen Wochen hohe Einfuhrzoelle. Inklusive aller Gebuehren summiert sich der zu zahlende Betrag auf bis zu 80% des Geraetewerts. Das gute Dutzend Kaeufer protestiert in der kleinen Zollkabine, die mit nur einem Beamten besetzt ist. Der bleibt stur. In dem Tumult geht unser Antrag auf temporaeren Fahrzeugimport fast unter.
Erst nach einer guten Stunde hat sich das Geschrei beruhigt und der Beamte kann sich unserer Dokumente annehmen. Auch er wundert sich ueber unsere seltsamen Nummernschilder. Heute hatte er allerdings anscheinend bereits genuegend Aerger, daher laesst er uns ohne weitere Zwischenfragen und ohne die Motorraeder in Augenschein zu nehmen passieren. Wilkommen in Ecuador!