Am Aequator

Nach der spaeten Grenzueberquerung verbringen wir die Nacht in einem, auf den ersten Blick dubiosen 24h Hostal direkt neben dem Gefaengnis und der Polizeischule. Bei der hervorragenden Qualitaet des Zimmers sind wir ueberrascht, dass der Preis von 7 US$ nicht je Person, sondern fuer das Zimmer berechnet wird.

Auf der Fahrt zur Hauptstadt Quito ueberqueren wir den Aequator. Dank GPS fahren wir nicht am kaum ausgeschilderten Aequatordenkmal vorbei. Hier legen wir den obligatorischen Foto-Zwischenstop ein.

Am Fastnachtsdienstag, der in Ecuador ein Feiertag ist, beobachten wir schmunzelnd den landestypischen Brauch, sich gegenseitig mit Wasser zu bewerfen. Auf Pickups und LKWs sitzen Kinder und Jugendliche mit Wasserbomben, Eimern und Wasserpistolen bewaffnet. Sie bewerfen vorbeifahrende Autos und Passanten mit Wasser, Schaum oder Mehl.

Auch wir werden mehrmals fast getroffen. An einem, auch am Feiertag geoeffneten Schmierstoffladen, fuehren wir die faelligen Oel- und Filterwechsel durch. In dem offenen Innenhof des Geschaefts sind wir ein leichtes Ziel. Der Angestellte des Ladens hilft beim Oelwechsel eifrig mit. Diesmal haben wir den Eindruck, dass das Altoel fachgerechter entsorgt wird, als bei den zwei vorhergehenden Oelwechseln in Mexiko.

In Quito kommen wir im schweizerischen Casa Helbling, einer Empfehlung von Ruediger, unter. Es ist zwar nicht gerade billig, dafuer jedoch mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Auch einen kleinen Innenhof fuer die Motorraeder gibt es. Hier koennen wir die restlichen Wartungsarbeiten (Luftfilterreinigung, Ventileinstellung etc.) durchfuehren.

In einer grossen Shopping-Mall ergattern wir endlich die lange gesuchte Ausgabe des Footprint South American Handbooks, unser Favorit unter den Reisefuehrern. Dazu, und um Reifen zu suchen, fahren wir mit Bus und Taxi einige Male quer durch die Stadt, bis wir wirklich die aktuellste Ausgabe erstehen koennen. Die Neustadt haben wir daher schon gut kennen gelernt.

Spaet Nachmittags durchstreifen wir dann die Altstadt. Viele Leute haben schwarze Flecken auf der Stirn. Beim genauen Hinsehen stellen wir fest, dass es sich um verwischte Kreuze handelt. Beim Besichtigen einer alten katholischen Kirche bekommen wir, wie die anderen Besucher auch, vom Pfarrer ein solches schwarzes Kreuz auf die Stirn gemalt. Als Nicht-Katholiken wissen wir damit zunaechst nichts anzufangen. Wir erfahren, dass man sich so, wie in Europa am Aschermittwoch wohl auch, an die Sterblichkeit erinnert.

Die Vorderreifen koennten auf Asphalt zwar sicher noch ein paar tausend Kilometer halten, jedoch sind sie auf Schotter bereits recht rutschig. Hier in Quito gibt es zumindest eine begrenzte Auswahl verschiedener Reifen (Siehe unseren englischen Blog auf www.HorizonsUnlimited.com). Wir entscheiden uns schliesslich fuer den Pirelli MT21, den Ines auch zuhause gerne auf ihrer DR faehrt. Es ist ein recht grobstolliger Reifen, mal sehen wie lange er haelt. Im naechsten Land Peru wird er uns jedoch sicher gute Dienste leisten. Dort sollen nur 10% der Strassen asphaltiert sein.

Beim Reifenwechsel stellen wir weiterhin fest, dass auch die vorderen Bremsbelaege uns nicht mehr lange ihren Dienst erweisen werden. Der Belag misst nur noch knapp einen Millimeter. Beim Suzukihaendler sollen die kleinen Plaetchen jeweils uebertriebene 75 US$ kosten. Das ist uns zu viel. Wir finden einige Plagiate bei einer kleinen Moto-Bude fuer gerade mal 8 US$. Bjoern faehrt die Dinger mal einige hundert Kilometer Probe.

Neu bereift fahren wir 30 Kilometer zurueck Richtung Norden zur ‘Mitad del Mundo’ (Mitte der Welt). Das Monument und die touristische Stadt ist menschenleer und enttaeuscht unsere Erwartungen. Es ist eigentlich nur ein roter Strich auf dem Boden, der auch noch um 150m zu weit suedlich aufgemalt ist. Das indigene ‘Solarmuseum’ nebenan, das sich auf der richtigen Aquatorlinie befindet, ist da viel interessanter. Eine Fuehrerin erlaeutert uns die vielseitige Ausstellung, die in Huetten von Eingeboren untergebracht ist. Rund um die Aequatorlinie sind einige Spiele aufgebaut. Sie dienen zur Demonstration unterschiedlicher Wirkungsweisen physikalischer Kraefte (z.B. Coriolis-Kraft) auf den zwei Erdhalbkugeln. Dass man die Effekte so nah an der Aequatorlinie nachweisen kann, bezweifeln wir, finden sie dennoch sehr unterhaltsam.

Spaet Nachmittags umfahren wir Quito westlich und uebernachten in einem kleinen Motel suedlich von Quito. Zusammen mit Truckern essen wir guenstig zu Abend.