Unimog Restauration

Obwohl der kleine Unimog 40 Jahre kaum bewegt wurde und in einer Garage in Österreich sein dasein fristete, konnte ich ihn nach nur dreimonatiger Reparaturarbeit bereits im Sommer 2022 über den TÜV bringen und anmelden (siehe hier)

Über den Winter wurde die Kabine demontiert und von allen Einbauten befreit.

Abnehmen der Kabine

Durch die Kollision mit einem Baum in den 80er Jahren war die Kabine um mehr als 5cm in mehrere Richtungen verzogen und auch die Türen schlossen nicht mehr. Die eingedellte linke Ecke herauszuschneiden war dabei der einfachste Schritt. Für das Richten der Kabine fand sich keine Werkstatt, die Willens war Ihre Richtbank auf die Kabinenmasse umzubauen. Daher habe ich die Kabine kurzerhand auf dem Hallenboden festgedübelt. Mit Wagenhebern, einer starken Handwinde und selbst geschweißten Klammern konnte ich die Kabine bis auf wenige Millimeter Spaltmaß gerade ziehen.

Richten per Seilwinde

Die Kabine hatte nur wenige Roststellen, die geflickt werden mussten. Allerdings hatte der Vorbesitzer zahlreiche (über 20!) Bohrungen für Schalter, Lämpchen und Radio angebracht, die in mühsamer Arbeit zugelötet und verschliffen werden mussten.

Löcher zulöten

Die Türen waren vom Vor-Vorbesitzer mit Spachtelmasse geflutet worden. Die verrosteten Bleche konnte ich großflächig heraustrennen und durch selbst gekantete Blechstreifen ersetzen.

Auch der Rahmen der Windschutzscheibe überraschte mit zugespachteltem Lochfraß im unteren Rahmenteil. Hier blieb in der Vergangenheit wohl häufiger das Regenwasser im Rahmen stehen. Auch diese Löcher wurden rechteckig herausgetrennt und mit passend eingeschweißten Blechstreifen verschlossen.

Die meisten Teile konnten bereits im Januar bei milden Temperaturen grundiert werden. Spachtelmasse kam nur für die Poren in den Schweißnähten zum Einsatz. Da meine Lackierkabine keine Heizung hat, erfolgte die finale Lackierung dann erst als die Temperaturen im April über 15°C stiegen.

Neben der Heizung wurde auch der Auspuff entlackt, sandgestrahlt und neu lackiert.

In der Zwischenzeit wurde die Hydraulik überarbeitet. Der größte Teil der Hydraulikschläuche wurde ersetzt und auch die Frontlader-Zylinder überarbeitet. Ein Heckkraftheber, der dem Original sehr gut nachgebildet ist, wurde angebaut. Nachdem die Pritsche bereits im Herbst neu aufgebaut und lackiert worden war, habe ich nun auch das Einlegeblech von Grund auf neu gebaut.

Die Gummiteile und Dichtungen wurden mit mehreren „Schmutzradierern“ bearbeitet und anschließend mit Weichspüler wieder geschmeidig gemacht. Der Effekt dieser Bearbeitung und die Optik der über 50 Jahre alten, und als Ersatzteil sehr teuren, Gummis ist überraschend gut.

Die Nachrüstung einer Frontzapfwelle erfolgte auf Basis der Gelenkwelle aus einem Alfa Romeo 33 und einem Lagerbock vom Unimog 411. Die Demontage des Schiebestücks, der Lager in den Gelenken, und dem Lagerbock der Heckzapfwelle hat mich schwer gefordert. Nur mit massivem Einsatz von Flamme, 20t Wagenheber und einer Konstruktion aus Stahlträgern habe ich die Teile auseinander bekommen. Um die Lagerwelle der Heckzapfwelle zu retten und die Lagerung von Ölbad auf Lebensdauerschmierung umzubauen, habe ich die Welle kurzerhand auf 35mm abgedreht und statt des offenen Rollenlagers ein geschlossenes Kugellager (6007) als Loslager eingebaut.

Der Zusammenbau der Kabine erfolgte im Zeitraum von gerade einmal einer Woche, und damit um einiges schneller als die Demontage im Herbst. Die Zuordnung der vielen Kabel, Schläuche und Aggregate war eine ansprechende Herausforderung und daß der Unimog danach mit allen Funktionen auf Anhieb wieder lief, eine Überraschung. Die letzten Detailarbeiten mussten unter Zeitdruck erfolgen, damit ich mit dem Unimog Anfang Juni am Jubiläumstreffen des UCG (Unimog Club Gaggenau) im hessischen Aufenau teilnehmen konnte.

Kurzfristig galt es noch die zu langen und scheuernden Bremsleitungen zu wechseln, die Trommelbremsabdeckungen anzupassen und einige Undichtigkeiten im Kühlsystem zu beseitigen.

Die Anfahrt zum und das Treffen selbst waren ein voller Erfolg. Es konnten viele wertvolle Informationen mit den anderen Teilnehmern ausgetauscht und auch einige übrig gebliebenen Ersatzteile verkauft werden. Während der Fahrt mit Youtuber Hennig Heidmann (Unimog Team Fitzen) habe ich noch etwas über mein Getriebe gelernt und muss es nun nicht aufwändig überholen. Auch das Fahren auf der Cross-Strecke des MSC Aufenau hat der Familie und mir großen Spaß bereitet. Besonders freut mich, dass der Unimog die insgesamt knapp 200km und die Strapazen der Cross-Strecke klaglos überstanden hat.