Salar de Uyuni

Auf der geschotterten Strecke von Potosi Richtung Uyuni sehen wir einen grossen, als Campingmobil ausgebauten Allradtruck abseits der Strecke stehen. Es sind Lella und Thomas aus Frankfurt. Nach einer dreiviertel Stunde netter Unterhaltung hoffen wir, uns abends in Uyuni wieder zu treffen.

Auf der recht gut zu fahrenden Erd- und Schotterstrecke kommen wir frueh Nachmittags im Dorf Uyuni an. In allen Hostals, die wir uns ansehen, stehen jeweils bereits mehrere Motorraeder. Die meisten starten von hier aus auf den Salzsee und kommen danach wieder nach Uyuni zurueck. Wir hingegen wollen morgen frueh den See komplett ueberqueren und ihn nach Sueden Richtung der chilenischen Grenze verlassen. Ausgeruestet mit Karte und GPS-Tracks sollte das gut zu schaffen sein. Die Motorraeder spruehen wir vorsorgilich flaechendeckend mit einem WD40-Plagiat (SP40) ein, um sie vor dem aggressiven Salz zu schuetzen.

Allein die weite Entfernung, auf der es keine Tankstelle geben soll, macht uns Sorgen. Wir haben zwar grosse Tanks montiert, mit denen wir gut 400 Kilometer weit kommen, die naechste Tankstelle soll es jedoch erst wieder nach 550 Kilometern auf chilenischer Seite geben. Wir hoffen, unterwegs Jemandem an einem Privathaus etwas abkaufen zu koennen.

Ueber den Zustand der Salzebene bekommen wir unterschiedliche Angaben. Die einen behaupten, sie staende unter Wasser, die anderen sagen er sei trocken. Die, die vor kurzem dort waren sagen, am Eingang (die Rampe) muesste man auf schwierigem Untergrund knietief durchs Salzwasser fahren. Besonders Amis sind oft besonders ausdrucksstark, so dass der Weg entweder als ‘great’, ‘rough’ oder ‘impossible’ beschrieben wird.

Am naechsten Morgen empfinden wir es dann eher als ‘easy’. Auf den ersten 500 Metern, in der Zone in der das Salz abgebaut wird, steht stellenweise ca. 10 cm tief das Wasser. Der Untergrund ist ein wenig schmierig, aber dennoch gut zu befahren. Die restlichen 70 km bis zur zentralen ‘Isla de Pescado’, die Insel, die von weitem durch die Lichtspiegelungen wie ein Fisch aussieht, sind hart, trocken und einfach zu fahren.

Es ist schon beeindruckend auf solch einer grossen, flachen, strahlend weissen Flaeche zu fahren. Objekte in der Ferne sind durch die Lichtreflexe kaum zu erkennen. Leider koennen wir die Effekte mit unserer einfachen Kamera kaum einfangen. Auf der halben Strecke zur Isla de Pescado koennen wir auf einer parallelen Spur, etwa 500 m noerdlich von uns, einen Motorradfahrer ausmachen, der uns entgegen kommt. Es ist Franz aus Oesterreich, der gerade aus Chile kommt, uns jedoch zu der von uns geplanten Strecke keine Angaben machen kann, da er ueber einen anderen Grenzuebergang ins Land gekommen ist.

Nachdem wir die Isla de Pescado umrundet haben, verlassen wir die Salzebene nach Sueden auf einer Wellblechpiste. Einige Kilometer weiter fuehren immer wieder zahlreiche Wege in verschiedenste Richtungen. Wir sind froh, dass wir bereits in Deutschand eine recht genaue Suedamerika-Karte aufs GPS geladen haben. Ohne diese technische Hilfe waere diese Unternehmung schwierig, wenn nicht sogar gefaehrlich gewesen.

Nach gut 250 Offroadkilometern auf Wellbechpiste und im Sand, noch 40 km von der Grenze entfernt merken wir, dass wir gut 15 km zuvor anscheinend einen Abzweig verpasst haben. Da Benzin sowieso bereits knapp ist und wir bisher noch Niemanden gefunden haben, der uns welches verkauft, sind wir uns schnell einig, dass wir die 30 km Umweg, um zurueck zu fahren und den richtigen Weg zu nehmen, uns nicht leisten koennen.

Statt dessen wagen wir uns auf direkter, ca. fuenf Kilometer langer, Linie zu dem richtigen Weg durch sandiges Gelaende. Die erste Haelfte klappt noch gut. Dann wird der Boden weicher. Das Hinterrad graebt sich ein paar mal so tief ein, dass der Motor es wegen der duennen Hohenluft auch im ersten Gang kaum mehr packt.

Nach Durchquerung der weichen Stellen und einiger Gebueschfelder muessen wir die steile Boeschung und Gleise einer Bahnlinie ueberqueren. Ueber die Gleise faehrt es sich einfacher als gedacht, denn entgegen dem europaeischen Gleisabstand, der oft dem Motorrad-Radstand entspricht, kann man diese Schmalspur-Bahn einfacher, weil mit Vorder- und Hinterrad nacheinander, recht problemlos passieren.

Die letzten Kilometer zur Grenze, in einer an den Mond erinnernden Landschaft, sind schnell zurueckgelegt. Beim erneuten Fragen nach Benzin nahe der Grenze, ueberqueren wir diese, den Hinweisen der Passanten folgend, unbemerkt und stehen ploetzlich am chilenischen Zollhaeuschen, ohne zuvor ordentlich aus Bolivien ausgereist zu sein.

Die chilenische Grenzstation Ollague liegt einsam an einem spaerlich rauchenden Vulkan. Da wir die einzigen sind, die diese Grenze heute abend passieren, ist die Einreise schnell erledigt.

Die Grenzbeamten bestaetigen uns erneut, dass die naechste Tankstelle und auch die erste Moeglichkeit Geld zu wechseln oder abzuheben 200 km im Landesinneren, in Calama zu finden sei. Falls wir vorher etwas benoetigten, sollten wir doch mal bei der Gemeindeverwaltung des Grenzdorfs Ollague fragen, ob diese uns etwas Benzin verkauft. Der Buergermeister verneint jedoch leider unsere Anfrage.

An einem der beiden Restaurants des Dorfes treffen wir auf einen stark schwerhoerige Mann der uns nach einigem, geschrienen hin und her Benzin verkauft. Bolivianos moechte er nicht annehmen, so bezahlen wir am Ende 20 Dollar fuer zwei Fuenf-Liter-Flaschen.

Da es mittlerweile spaet geworden ist, schlagen wir unser Zelt nur wenige Kilometer ausserhalb des Dorfes in einer Kiesgrube, die wohl noch von den Strassenarbeiten uebrig geblieben ist, auf. Wir bauen unser Zelt in einer wingeschuetzten Nische zwischen rauchendem Vulkan und schneebedeckten Bergen, anscheindend direkt unter der Milchstrasse auf.

Noch immer auf ueber 4000 Metern Hoehe dauert das Kochen wieder sehr lang. Als Gewuerz krazen wir heute einfach ein paar Stuecke der Salzkruste von unseren Motorraedern ab.