Mit Rueckenwind gen Norden

Zurueck auf unseren Bikes montieren wir in Comodoro Rivadavia noch Ines neuen Vorderreifen, den Bjoern seit Santiago de Chile im Gepaeck hatte. Es waere nicht wirklich noetig gewesen, den Reifen zusammen mit Bjoerns neuem Vorderreifen, den wir bereits dort gewechselt hatten, zu kaufen. Sogar auf der Ruta 40 und der Carretera Austral haette es mehrere Gelegenheiten gegeben, passende Reifen zu erstehen.

Rund um die schmucklose Stadt Comodoro Rivadavia wird Oel gefoerdert. Da die Gegend die Geburtsstaette der Argentinischen Oelfirma YPF ist, befindet sich hier auch deren ‘Museo de Petroleo’, das wir mittags besuchen. In einer sehr persoenlichen Fuehrung durch das menschenleere Museum werden uns die verschiedenen Arten der Oel-Suche, Bohrung, Foerderung und Raffinerie erklaert und gezeigt. In einigen persoenlichen Anektoden erzaehlt die Museums-Fuehrerin darueber, dass die Oelfoerderrechte mittlerweile ausschliesslich US-Firmen gehoeren und die Gewinne aus der Oelfoerdrung damit nicht mehr im Land bleiben.

Vorbei an etlichen Erdoel-Foerderpumpen geht es mit starkem Rueckenwind auf schnurgeraden Bundesstrassen weiter Richtung Norden nach Trelew, wo wir im ‘Museo Palentologico’ riesige Nachbildungen von in Patagonien gefundenen Dinosaurierskeletten bestaunen koennen.

Im wallisischen Nachbarort Gaiman zelten wir auf dem gut ausgestatteten Camping-Gelaende der oertlichen Freiwilligen Feuerwehr. Im Dorf, das tatsaechlich sehr Englisch ist, finden sich an etlichen Strassenecken englische Teehaeuser und Pubs. Im Internet-Cafe werden wir von Ed, einem Englaender, auf unsere Reise und die Motorraeder angesprochen. Er ist daran interessiert, sie in einigen Wochen zu kaufen.

Auf der Halbinsel Valdes, auf der wir einen kompletten Tag zu zweit auf nur einem Motorrad um die Insel duesen, treffen wir neben Pinguinen, Guerteltieren, See-Elephanten und Robben auf einem der extrem gut ausgeschilderten Wanderwegen die beiden Sachsen Marion und Michael, die bereits seit zwei Jahren mit einem Gelaende-Wohnmobil unterwegs sind. Eines der Guerteltiere wird auf dem Parkplatz so zutraulich, dass es fuer Michaels Objektiv bereits zu nah dran ist zum Fotografieren.

Obwohl angeblich vier Killerwale (Orcas) in der Bucht waren, haben wir keine zu Gesicht gekommen. Wenn man Glueck hat, sieht man diese Riesen an den Strand springen, um Robben zu attackieren.

Auf schnurgeraden, windigen Bundesstrassen geht es weiter nach Norden. Wir stellen uns schon darauf ein, dass es bis Buenos Aires so bleiben wird, doch nachdem wir die Grenze zwischen Patagonien und dem Bundesland ‘La Pampa’ ueberquert haben, wird die Landschaft doch wieder etwas interessanter.

Zwischen den Huegeln, die nach einigen tausend Kilometern plattem Land eine richtige Ueberraschung darstellen, wird rege Landwirtschaft betrieben. Auf den Estancias, wie die grossen Farmen hier genannt werden, wird gerade mit riesigen, bis zu acht Meter breiten Maehdreschern Soja geerntet.