Enduromania: Two and a Half Men

Nachdem Ines & Bjoern 2007 an einer Enduromania teilgenommen hatten, erzaehlten Sie Anfang diesen Jahres, bei einem gemuetlichen Abend im Allgaeu, Ruediger und Wolfi von dieser Veranstaltung. Begeistert von den Ausfuehrungen besorgten sich die beiden zwei passende Motorraeder, so dass Bjoern, Ruediger und Wolfi schliesslich im September mit drei baugleichen DR650SE auf dem Haenger Richtung Rumaenien starten. Die Anfahrt ist inklusive der nun im EU-Raum liegenden Grenzuebergaenge mittlerweile zwar unspektakulaer, mit 18 Stunden auf teilweise schlechten Strassen jedoch quaelend lang.

Trotz Muedigkeit konnten wir es uns nicht nehmen lassen, schon am Samstag die ersten Auffahrten zu den drei Kreuzen zu wagen. Als Neuling im Endurosektor musste Ruediger erst einmal ueben, Steilhaenge zu erzwingen, Spurrillen bei hoher Geschwindigkeit zu meistern sowie in schwierigen Passagen die Hand von der Kupplung und die Fuesse auf den Rasten zu lassen.

Per Funk, mit dem hinter ihm fahrenden Bjoern, verbunden laeuft es bei Ruediger am Sonntag schon viel runder. Bjoerns Fahranweisungen setzt er so zuegig um, dass wir uns ueber den nicht mehr existierenden, jedoch sehr schoenen Kontrollpunkt “Turnu Rueni” auf den Weg zum, fuer Bjoern bisher unbekannten, Kontrollpunkt “Magura Marga” wagen. Auf dem Bergruecken “Batranu” kurz vorm Dorf “Poiana Marului” verrennen wir uns jedoch derart im Wald, dass es weder vor noch zurueck geht. Nachdem wir bereits einige Steilhaenge hinunter gerutscht sind, etliche im Weg liegende Baumstaemme uebersprungen bzw. “ueberhoben” haben, sind wir mit den Nerven und Ruediger auch mit seinen Kraeften am Ende. Waehrend er sich auf dem Boden ausruht, sucht Wolfi nach einem Pfad ins Tal. In einer felsigen Rinne geht es gut 1000 Hoehenmeter hinunter nach “Maru” und ueber die Bundesstrasse zurueck ins Camp in “Brebu Nou”.

Somit war der Sonntag unser (bzw. speziell Ruedigers) Einstieg in die Hardenduro-Szene. Wer braucht schon eine Sportenduro, wenn solche Wege auch mit Strassenmopeds gehen. Wegen unserer Fahrzeuge werden wir im Fahrerlager allerdings etwas mitleidig belaechelt. Unter den 67 Teilnehmern sind wir mit unseren DR650SE das Team mit den aeltesten und schwersten Motorraedern. Das Fahrerlager wird, wie schon in den letzten Jahren ueblich, von leichten KTM EXCs und aehnlichen Sportgeraeten dominiert.

Unsere Unterkunft bei einer rumaenischen Gastfamilie ist, wie die Zimmer im Fahrerlager auch, recht komfortabel. Von unserem grossen Balkon geniessen wir einen herrlichen Blick ins Tal. Leider wird dieses Jahr im Dorf jeden Tag der Strom und manchmal auch das Wasser fuer mehrere Stunden abgestellt, was das Duschen am Abend und das Aufladen akkubetriebener Geraete schwierig macht.

Da unsere Unterkunft gut einen Kilometer vom Fahrerlager entfernt liegt, stehen wir jeden Morgen puenktlich um sieben auf, fahren per Motorrad zum Hauptcamp und sitzen bereits in voller Montur beim Fruehstueck, um keine Zeit durch Zurueckfahren und Umziehen zu verlieren.

Montag lassen wir die Veranstaltung mit einer Ausfahrt ueber das Secu-Hotel ruhig angehen. Trotz gemuetlicher Fahrweise sammeln wir an den ersten beiden Tagen reichlich Punkte. Ruediger schafft sich jeden Steilhang hinauf und laesst es nur an manchen Nachmittagen etwas frueher als Wolfi und Bjoern mit dem Punktesammeln sein, um seine Wunden am Badesee neben dem Camp zu lecken.

Obwohl sich Rumaenien in den 11 Jahren in den Bjoern nun bereits mehrfach in Rumaenien unterwegs war, merklich weiterentwickelt hat, faellt es uns schwer in den abgelegenen Doerfern, die wir durchfahren, einen Laden zu finden, in dem wir mittags etwas zu Essen oder Trinken finden koennen. Wir ernaehren uns daher von mitgebrachten Muesliriegeln, Wuersten und fuellen unsere Camelbags auch mal an einem Ziehbrunnen auf.

Im Vergleich zu vorangegangenen Veranstaltungen hatten wir generell eine sehr trockene Woche erwischt. Die imense Staubentwicklung zwingt uns, mit grossem Abstand zu fahren und bei entgegenkommenden Fahrzeugen der Waldarbeiter gar eine kurze Pause zu machen, bis sich der Staub gelegt hat.

Mit der Ausfahrt zur Donau ueber die E70 und auf Gelaendepfaden zurueck verschaetzen wir uns etwas. Erst im Dunkeln finden wir den Weg zurueck nach Brebu Nou.

Der einzige nennenswerte Defekt der Woche, ein abgebrochener Kupplungshebel, zwingt uns am Donnerstag unseren Tagesplan zu aendern, so dass wir noch einmal den “Magura Marga” in Angriff nehmen. Da es uns ganze zweieinhalb Stunden kostet, den Berg zu bezwingen, denken auch wir, wie manch andere Teilnehmer, dass dieser Kontrollpunkt mehr als 4000 Punkte bringen sollte. Sicher, wenn man den Weg genau kennt und sich nicht versehentlich die steilsten Passagen hinauf oder hinab quaelen muss, ist der Punkt in einer guten halben Stunden zu erreichen. Uns hat der Berg jedoch so geschafft, dass wir folgenden Freitag nach nur 45 km das Endurofahren fuer diese Woche beenden.

Am Ende gewinnen wir, trotz schwerer Motorraeder und einem unerfahrenen Teammitglied mit 99500 Punkten vor einem recht ambitionierten und erfahrenen Team aus Journalisten und Enduromania-Veteranen, die mit 88700 Punkten auf dem zweiten Platz landen.

Wer nun nur der halbe Mann in unserem “Two and a Half Men” genannten Team ist, haengt entscheidend von der Bewertungskategoie ab. Geht es ums Fahren, Navigieren oder Biertrinken, ist jeweils ein anderer von uns dreien nur ein “Halber”.