nach unserem letzten Bericht ueber alltaegliche Besonderheiten Suedafrikas moechten wir unserer begierigen Leserschaft dieses Mal einen Einblick in die Ereignisse der letzten Wochen geben, die zu den bisher spannendsten und erlebnisreichsten Tagen zaehlten.
Bjoerns Eltern sind nach ihrer zweiwoechigen Tour durch den Suedwesten des Landes nach Port Elizabeth (PE) zurueckgekehrt und haben begeistert von den Highlights des Landes erzaehlt. Sie waeren gerne noch laenger im sommerlichen Suedafrika geblieben. Bereits eine Woche nach Abreise von Bjoerns Eltern sind Roland & Katrin bei uns eingetroffen, die nach einem kurzen Aufenthalt in PE nun auch in Richtung Kapstadt aufgebrochen sind.
Unsere Vorbereitungen auf das Cape Argus Rennen liessen sich durch den Besuch nicht bremsen. Neben dem fruehmorgendlichen Rennradprogramm nahmen wir an einem 30km Mountainbike Rennen teil, Ines spielte samstags in der Tennis Liga mit, die in der Sommersaison aus Mixed-Doppeln besteht und Bjoern uebte sich im Kite-Surfen und trainierte fuer seine Schwimmperformance des Corporate Triathlon Challenges.
Das Wochenende vor dem Rennen war Bjoern mit Kollegen und Kunden beim Cricketspiel Suedafrika gegen Australien. Australien ist noch aus Kolonienzeiten in fast allen Sportarten in erbitterter Rivalitaet mit Suedafrika. Die beiden Hauptsportarten Rugby und Cricket ziehen in diesen Laendern Millionen in ihren Bann. Ein richtiges Cricketspiel dauert fünf Tage. In Port Elizabeth handelte es sich jedoch zum Glueck um ein Spiel mit „limited Overs” so dass die Spielzeit auf ca. 8h Stunden begrenzt ist. Auch dass ist noch eine lange Zeit um den ganzen Tag auf unbequemen Plastiksitzen zu hocken. Cricket wird nach einem recht komplexen Regelwerk gespielt. Gleich bei unserer Ankunft in Suedafrika im Juli letzten Jahres hatten wir uns ein Cricketbuch gekauft. Das Spiel jedoch rein in der Theorie und aus einem Buch heraus zu lernen ist unmoeglich. Viele Regeln sind Auslegungssache und manche Schiedsrichterentscheidung zweifelhaft. Durchs Zuschauen hat Bjoern nun einen recht guten Durchblick bekommen und konnte sich so einige Cricket-Besonderheiten und Anekdoten von seinen einheimischen Kunden erzaehlen lassen.
Und dann war es soweit, Cape Argus, das groesste Radrennen der Welt, stand vor der Tuer. Wir sind bereits am Freitag (10.3.) mit Mornés Bakki und einem Fahrrad-Anhaenger aufgebrochen, um das komplette Wochenende in Kapstadt verbringen zu koennen. Nach ca. 9 Stunden Autofahrt luden wir unsere Sachen im Backpackers ab und fuhren weiter zu einem Klassentreffen von André (MBA Kommilitione aus Barcelona). Den Samstag verbrachten wir damit, unsere Rennraeder zu checken, uns auf der Expo aufzuhalten und uns mit Pasta auf den anstehenden Event vorzubereiten. Ines wechselte zu Bjoerns Startgruppe, damit sie gemeinsam die 109 km geniessen konnten. Durch die 35.000 Starter, die in Gruppen von jeweils 700 Fahrern alle 4 Minuten starten, verloren wir uns bereits nach 7 km aus den Augen. Bjoern dachte, Ines waere wegen eines technischen Defekts zurueckgefallen und wartete vergeblich auf sie, da diese bereits vor ihm in der Menge verschwunden war. Obwohl es gemeinsam sicher noch schoener gewesen waere, war es dennoch ein tolles Rennen. Die Streckenfuehrung um das Kap der Guten Hoffnungen mit seinen Steilkuesten und leichten Huegeln ein wahrer Genuss. Leider erlag ein 63-jaehriger Mann einem Herzinfarkt und Ines musste daher zweimal aufgrund der Streckensperrung ihr Rennen unterbrechen. Nach 4:20 (Ines) und 4:40 (Bjoern) waren wir erleichtert, das Rennen gluecklich und ohne Schaden ueberstanden zu haben! Bilder Sport.
Direkt nach der Cape Argus ging es weiter zum Ironman. Bereits am Donnerstag fand die von Ines betreute Corporate Triathlon Challenge statt. Nach nur 60 Teilnehmern im letzten Jahr ist die Teilnehmerzahl auf ueber 500 angestiegen. Obwohl nur ein zehntel der Ironman-Distanz wurde der Wettkampf auf einem Teil der Originalstrecke und dem Gelaende des richtigen Ironmans ausgetragen. Bjoerns Siemens Team lief im ersten Viertel des Teilnehmerfelds ueber die Zielrampe des Ironmans.
Der richtige Ironman am Sonntag sollte alle Erwartungen bei weitem uebertreffen. Am Tag selbst waren Ines und Bjoern von 6:00 morgens bis kurz nach Mitternacht fuer die Betreuung der mehr als 300 VIP-Gaeste zustaendig. Damit waren wir immer ganz nah am Geschehen und haben einen unvergesslichen Tag erlebt. Das Rennen selbst war in Dramatik kaum zu ueberbieten. Weder der deutsche, aus Frankfurt stammende, World-Ironman-Champion Faris Al-Sultan noch der Lokalfavorit Raynard Tissink kamen als erste ins Ziel. Zu allem Erstaunen rannte die Startnummer 30, ein kleiner, bisher unbekannter Belgier, Gerardus Schellens, als erster durchs Ziel. Obwohl die meisten Profis bereits zwischen 15 und 16 Uhr nachmittags das Rennen erfolgreich beendeten, schafften es die Organisatoren mehrere Tausend Zuschauer bis nach Mitternacht durch Lifeuebertragungen, fetzige Musik und mitreissende Moderation an der Strecke und besonders im Zielbereich zu fesseln. Bilder Ironman
Extrem spannend wurde es erneut kurz vor Mitternacht. Das Reglement schreibt ein Zeitlimit von 17 Stunden vor. Wer die Ziellinie erst nach Mitternacht erreicht ist disqualifiziert. Um 23:30 wurde deutlich, dass es fuer einige Teilnehmer sehr knapp werden wuerde. Man muss sich verdeutlichen, dass die meisten Teilnehmer Jahre auf ein solches Rennen hin trainieren und eine Disqualifikation daher ein herber Rueckschlag ist. Zur Steigerung der Dramatik sind Ines und Bjoern kurz vor Mitternacht mit einem Helikopter in den Nachthimmel aufgestiegen um den letzen Finisher auf seinem letzten Kilometer zu begleiten und ihm per Suchscheinwerfer den Weg zu leuchten. Dieser Laeufer wurde auf seinen letzten Kilometern bereits von seinen Familienangehoerigen und etlichen Zuschauern auf der Strecke begleitet. Es handelte sich um den aeltesten Teilnehmer des Rennens, den 73 jaehrigen (!) Vivian Francis aus Suedafrika. Nach seinem Zieleinlauf 3 Minuten vor Mitternacht schien es, als koennte es eine weitere Laeuferin im Zeitlimit ins Ziel schaffen. Sie ueberschritt das Zeitlimit jedoch um eine gute Minute. In der Aufregung sind wir mit dem Helikopter zu nahe an das um Mitternacht startende Feuerwerk geraten. Ein heikles Manoever brachte uns in letzter Sekunde in sichere Entfernung. Fuer uns war es etwas ganz Besonderes, das Ende eines solchen Events und ein Feuerwerk von oben zu betrachten. Als Tuepfelchen auf dem i setzte uns der Pilot nahe der Ziellinie ab und wir konnten zum Abschluss gemeinsam zum Ziel joggen.
Den gestrigen Feiertag verbrachten wir mal ganz anders, wir spielten etwa 3 Stunden Paintball. Zu 7 versuchten wir, die gegnerische Mannschaft mit farbigen Kugeln aus dem Rennen zu schiessen. Es waren viele lustige und auch spannende Situationen dabei und am Abend war jeder durch das Herumrennen und Verstecken recht erschoepft und mit einigen blauen Flecken gesegnet.
Pausen goennen wir uns jedoch keine. Bereits kommendes Wochenende geht es schon wieder ins rund 800km entfernte Kapstadt, da dort am 25. Maerz das groesste Rockkonzert, das jemals auf Afrikanischen Boden stattgefunden hat, veranstaltet wird. Auf mehreren Buehnen werden 12 Stunden lang nationale (Prime Circle, Seether, Parlotones) und internationale (Metallica, Rasmus) Bands auftreten. An jenem Wochenende werden wir auch Roland und Katrin in Kapstadt wieder treffen.
Actionreiche Gruesse