Die ganze Nacht über haben uns bellende Hunde den Schlaf geraubt. Ich hatte ganz schöne Angst… was die Phantasie doch alles vollbringt… und zu allem hats auch noch zu regnen angefangen. Langsam aber sicher weicht das Zelt durch. Wir nutzen die Zeit um Tagebuch zu schreiben und uns mit essen zu stärken. Ich kränkel etwas… der Magen bekommt die (erste „Otzberg”-Ration Kräuterschnaps) verpaßt. Nachdem dann endlich die ersehnte Regenpause kommt, bauen wir das Zelt um 10 Uhr ab. Wir sind von Schafherden umzingelt. Spuren zeugen von unseren nächtlichen, bellenden Besuchern. Es ist windig, und wie sollte es anders sein, es fängt wieder regnen zu an.Wir halten wegen dem Sau-Wetter in Ksabi an einer Bushaltestelle und stellen uns dort unter. Man höre und staune, in der gemütlichen, wohnungs-ähnlichen Bushaltestelle (immerhin haben wir eine offene Terasse, eine gute Verkehrs-Anbindung, einen offenen Kamin und eine empfehlenswerte ruhige Lage) halten wir es aus. Der Polizist, der an der nahen Kreuzung brav im Auto sitzt und sich freut, wenn mal ein Auto vorbeifährt, besucht uns in unserem neuen Zuhause. Ihm ist wohl langweilig. Um dann nicht in Verlegenheit zu kommen, möchte er auch mal unsere Pässe sehen.
Als es dann scheinbar weniger regnet ist unser nächstes Ziel Midelt oder Er-Rachidia, je nachdem, wie sich die Wetterlage entwickelt. Da kein schöneres Wetter in Aussicht ist, geht’s nach Er-Rachidia. Der Regen lässt nicht nach, nein, der Wettergott hats nicht gut mit uns gemeint. Regen über Regen, soweit das Auge reicht. Dafür gibt’s dann auch viele Wasserfälle und zu unserem Spass auch Wasserdurchfahrten. Aber ist ja auch ganz nett, wenn man zur Abwechslung auch mal das Wasser von unten abbekommt.
Die Frage, die uns gestern in (noch) trockenen Gebieten beschäftigt hat, woher die vielen ausgetrockneten Flußbetten stammen, wird uns jetzt beantwortet. Reißende Ströme durchqueren nun die Landschaft, da daß Regenwasser im steinhart getrockneten Boden nicht versickern kann und in der kahlen Lanschaft nicht durch Pflanzenwuchs gebremst wird (also niemals in einem ausgetrockneten Flußbett zelten!).
Im heftigen Regen geht’s an vielen Dörfern vorbei und wir überfahren einen 1907 m hohen Pass…. brrr, warm ist es das nicht….Morgen sind wir bestimmt krank. Wo bleibt denn das gute Wetter…. So etwas hab wir nicht gebucht!
Endlich in Er-Rachidia. Aber es regnet noch immer. Wir tanken an der Maestro-Tanke und lassen uns aufklären, dass die Marokkaner sich über den vielen Regen freuen. Wir nicht!
Björns Schwächeanfälle (er kann seinen Helm kaum noch halten, geschweige denn seine KTM elegant aufbocken) lassen mich aber zumindest ein wenig schmunzeln. Er muß den Tankdeckel mit beiden Händen öffnen und vergißt dann beim Bezahlen seine Ohrenstöpsel und den Helm. Der Tankwart trägt es ihm brav einzeln hinterher.
Wir sind noch etwas unschlüssig, wie es weitergehen soll. Die Fahrt ins 80 km südlich entfernte Erfoud, in der Hoffnung, dass es dort nicht regnet oder doch lieber hier ins nächste Hotel? Nachdem wir wenige Meter gefahren sind und es uns einfach bei Regen, nassen Motorradklamotten und eisiger Kälte keinen Spaß macht brauchen wir zuerst mal was warmes zu trinken und zu futtern.
Wir entschließen uns für das Cafe Islame, wo wir aufgefordert werden, direkt vor der Tür im Park zu parken. Es ist hier zwar etwas zugig, aber nachdem wir dann ein paar trockene Sachen anziehen, uns mit ganz viel The a la menthe zuschütten und noch ein super Essen serviert bekommen, fühlen wir uns besser. Die Soße schmeckt richtig lecker, ich kann gar nicht genug davon bekommen… Die Rechnung bekommen wir auf Serviette serviert.
Bevor wir uns auf die Motorräder schwingen können, möchte uns ein Typ ständig zu sich einladen. Wir können bei ihm wohnen, alles kein Problem. Wir entschließen uns, erst einmal zur nächsten Bank zu fahren und dann eine warme Dusche zu nehmen (in einem normalen Hotel). Das sagen wir ihm so natürlich nicht, aber am 1. April ist ja alles erlaubt. 😉 Bei wärmerem Wetter und besserer Laune hätten wir das Angebot angenommen, aber heute war uns das Experiment nicht mehr zuzumuten.
Nach der tollen Wegerklärung finden wir sogar die Bank und von dort tasten wir uns weiter zum Hotel Meski. Vor der Bank darf ich einem alten Mann noch behilflich sein, dass Motorrad anzutreten, aber ich habe keinen Erfolg. Auch Björn schafft es nicht…
Das Hotel Meski hat leider kein warmes Wasser, heute ein KO-Kriterium, also weiter…
Nach ersten Schwierigkeiten finden wir das Hotel M´Daghra. Das Hotel steht im Lonely Planet als „best-place”, deshalb sind hier viele Engländer (mit dem gleichen Buch in der Hand) und Deutsche. Es folgt das Highlight des Tages: Björn darf die Motorräder über die Treppe ins Hotel fahren. Über die Teppiche, an der Rezeption vorbei parkt er sie im Frühstücks-Restaurant. Auch nicht schlecht. Die versprochene warme Dusche ist doch recht kühl L. Da alle Klamotten naß sind, wasche ich die Wäsche, in der Hoffnung, dass dann auch mal meine von den Handschuhen verfärbten schwarzen Hände wieder sauber werden.
Es folgt ein Spaziergang über den Markt, dort werden 2 kleine Schlösser für die Alukoffer für 8 DH erhandelt. In der Stadt möchte man uns Landrover-Fahrten und Hotels in der Wüste vermitteln.
Björn wird mal wieder spanisch angesprochen: habla espanol? / Si! / Ah, isch abe sofort gesehen, du spanier! No, soy aleman….