Auf dem Weg aus dem Talkessel, in dem La Paz liegt, ueberholen wir ein europaeisch aussehendes Paerchen, das mit dem Fahrrad und Babyanhaenger unterwegs sind. Ganz schoen mutig, bei schlechtem Wetter und solchem Verkehr mit Fahrrad und Kind unterwegs zu sein.
Eine Tankstelle, die Benzin fuehrt, ist schwierig zu finden. Generell ist Benzin in Bolivien knapp. Wir fahren mehrere Tankstellen an. Entweder sind diese komplett geschlossen, mit alten Reifen abgesperrt oder es haengt dort ein Schild „No hay gasolina“ (Es gibt kein Benzin). Zum Glueck haben wir extra grosse Tanks montiert, so dass wir noch einige Kilometer weiter fahren koennen, bis wir schliesslich eine Tankstelle mit Benzin finden.
Beim Stopp in Patacamaya, um etwas zu Mittag zu essen, wundern wir uns ueber einige kostumierte Leute in den Strassen. Im Restaurant versammeln sich ebenfalls mehrere in bunten Kostuemen. Gleich soll auf der Hauptstrasse ein Festumzug zur Ehre eines Heiligen stattfinden. Dazu wird kurzerhand die Bundesstrasse gesperrt, so dass der gesamte Schwerlastverkehr auf Feldwegen um die Stadt herum fahren muss.
Der Umzug erinnert Ines an den heimischen Umstaedter Winzerfest-Umzug, an dem sie selbst schon mehrmals teilgenommen hat. Bevor es losgeht, wird hier und da noch an den Kostuemen herumgezupft. Der Umzug wirkt gegen den heimischen Umzug in Teilen improvisiert. Manche Gruppen haben ihren Tanz wohl noch nie geprobt und fangen nun im Festzug an zu ueben. Eine Gruppe kommt erst an, als der Zug bereits in vollem Gange ist. Die Taenzer ziehen sich schnell um und schliessen sich dem Festzug an. Obwohl laut und chaotisch, haben Teilnehmer und Zuschauer ihren Spass.
Die Stadt Oruro erreichen wir im Regen. Abends sind erstaunlich viele junge Leute auf der Strasse. Touristen gibt es kaum. Da es heisst, dass der historische Konzertpalast der Stadt zu einem Kino umgebaut wurde, wollen wir uns heute einen Film anschauen. Der Eintritt ist mit weniger als zwei Dollar erstaunlich guenstig. Der Vorfuehrraum, der nur aus einem kleinen modernen rechteckigen Raum besteht ist eher enttaeuschend. Obwohl wir vom alten Konzertpalast mehr erwartet hatten gefaellt uns der Film (Benjamin Button) gut.
Die 310 km nach Potosi fahren wir am naechsten Tag zum groessten Teil bei Regen und Kaelte. Geschuetzt durch unsere Regenkleidung erreichen wir Potosi zwar weitestgehend trocken, kalt ist uns aber dennoch. Auf der Strecke lag stellenweise sogar Schnee am Strassenrand und in der Einoede des Altiplano gab es kaum eine Moeglichkeit anzuhalten und sich aufzuwaermen.
Hier in Potosi finden wir die erste Waescherei, seit dem wir in Bolivien sind. In den bisherigen Doerfern und Staedten gab es entweder gar keine Waschmaschinen oder nur Trockenreinigungen. Wir freuen uns endlich mal wieder saubere Sachen zu haben.
Fuer den Besuch der Silberminen muessen wir einen Tag laenger als geplant in Potosi bleiben. Da wir erst Samstag Abend angekommen und Sonntags in den Minen nicht gearbeitet wird, muessen wir, um die Mine in Betrieb zu sehen, bis Montag bleiben. Den Sonntag nutzen wir, um die Stadt zu erkunden und unsere Luftfilter mal wieder zu reinigen. In der Stadt faellt uns auf, das jegliche Verkehrsschilder zur Reglung der Vorfahrt fehlen. Jedes Auto hupt, bevor es in eine Kreuzung einfaehrt. Anscheinend hat das Fahrzeug, dass zuerst hupt oder eben einfach schneller ist, Vorfahrt.