Entgegen unserer Erwartungen, war nach den ersten 70 km Schotterpiste die Strasse ab Caranavi doch nicht asphaltiert. Wir hatten weitere 100 km Schotterpiste bis Coroico vor uns. In der ersten Kurve nach Caranavi kommt uns ein Kleinlaster auf unserer Fahrspur entgegen. Wir muessen mit beiden Motorraedern auf die linke Fahrspur ausweichen, um einen Zusammenstoss zu verhindern. Statt sich zu entschuldigen, fuchtelt der Fahrer wild mit den Armen und schreit. Einige Fussgaenger deuten auf die linke Fahrspur und auch der naechste Bus kommt uns auf unserer Spur entgegen. Es daemmert uns schon, was hier los ist als wir ein paar Meter weiter ein Verkehrsschild entdecken, das fuer die naechsten 100 km Linksverkehr anzeigt. Wir vermuten, dass der Grund fuer diese Regelung die schweren Holz-Transporte sind, die an der dem Berg zugewandten Seite der Strecke aus dem Tal heraus fahren sollen, um die in den steilen Hang gebaute Piste nicht uebermaessig zu strapazieren oder gar einen Erdrutsch auszuloesen.
Die letzten Kilometer nach Coroico schlaengeln wir uns auf einer alten Kopfsteinpflasterstrasse den Berg hinauf. Auf dem Marktplatz treffen wir sechs Argentinier auf sechs identischen Honda NX400. Einer von ihnen hat gerade einen Platten und repariert ihn mit mit Reifenpilot. Die Jungs sind auf Kurzurlaub zum Machu-Pichu unterwegs.
Am naechsten Morgen starten wir frueh Richtung La Paz. Wir sind zunaechst noch unschluessig, ob wir die neue geteerte Strasse oder die einspurige und als eine der gefaehrlichsten Strecken der Welt geltende alte Schotterstrecke nach La Paz nehmen sollen. Nachdem wir in den letzten Tagen 500 Offroad-Kilometer hinter uns gebracht haben, sehnen wir uns wieder nach geteerten Strassen.
Dennoch lassen wir uns von einigen Einheimischen ueberreden, dass die alte Strecke mit dem Motorrad gut zu befahren sei und sich der Umweg lohnt. Tatsaechlich ist die Strecke im Vergleich zu den letzten Tagen sehr einfach zu befahren. Die Fahrbahn wird in einem guten Zustand gehalten. Auf der ganzen Strecke sind kleine Bautrupps mit dem Erhalt des Weges beschaeftigt, denn schliesslich ist die Strecke eine der Haupt-Touristenattraktionen der Gegend. Einige Reiseagenturen in La Paz bieten hier Downhill-Touren auf Mountainbikes an. Da wir frueh gestartet sind, kommen uns die ersten Mountainbiker erst im letzten Viertel der Strecke entgegen. Die Gruppen sind witzig anzusehen. Zum einen sind sie meist mit absolut identischer, da gemieteter, Ausruestung und Kleidung unterwegs. Zum anderen sieht man einigen der Teilnehmer sofort an, dass sie zum ersten mal auf einer richtigen Downhill-Strecke unterwegs sind. Furcht und Anstrengung ist ihnen ins Gesicht geschrieben.
Nach einem 4660 Meter hohen Pass, den wir bei Nebelregen und eisiger Kaelte ueberqueren, erreichen wir La Paz. Hier finden wir, seitdem wir in Bolivien sind, den ersten Geldautomaten, der unsere VISA-Karten akzeptiert. In La Paz wollen wir uns nicht lange aufhalten und durchqueren es schnell. Das einzige was uns auffaellt ist, dass die Kanaldeckel in La Paz dreieckig sind.
Unten haben wir die Tour auf einer Karte als Auschnitt aus unserer Gesamtroute dargestellt.