Am Morgen nach der Grenzueberquerung brechen wir zu einer Runde auf, die uns Jens, ein langjaehriger Kumpel und Organisator der Horizons-Unlimited-Traveller-Meetings-Germany , empfohlen hat. Er reist von Berufswegen viel mit dem Motorrad in der Welt umher und meinte, dass diese Runde die beste gewesen sei, die er je gefahren ist. Daher koennen wir uns die Strecke natuerlich nicht entgehen lassen.
Von Copacabana setzen wir mit einem kleinem Boot mit eher spaerlicher Motorleistung an eine Schmalstelle des Titicaca Sees ueber. Auf der anderen Seite fahren wir auf einer gut asphaltiereten Strecke mit Blick auf den tiefblauen See und die schneebedeckte Cordillera Real nach Westen. Kurz bevor wir Achacachi erreichen werden wir von einem Strassenpolizisten herausgewunken. Wir sollen die Motorraeder regisitrieren und den Mautbeleg vorzeigen. Da wir auf der Fahrt von Copacabana hierher an keiner einzigen Mautstelle vorbeigekamen, sind wir etwas verwundert ueber diese Forderung.
Andere Fahrzeugfuehrer kommen und zeigen den gewuenschten Beleg. Man erklaert uns, dass die Mautstation kurz vor La Paz, etwa 100 km in der entgegengesetzte Richtung, liegt. Der Polizist moechte uns weismachen, wir sollen zur Mautstation zurueckfahren, um dort den Beleg zu kaufen, damit wir unsere Reise in der gewuenschten Richtung fortsetzen koennen. Alternativ wuere er uns auch gerne entgegenkommen indem wir direkt an ihn bezahlen, sagt er. Einen Beleg fuer diese „Gebuehr“ wuerde er uns nicht ausstellen wollen. Das haette er wohl gerne. Wir diskutieren so lange mit ihm, bis er uns schliesslich entnervt und mit einer grossmuetigen Geste, ohne das wir etwas zahlen muessen, weiter fahren laesst.
Generell war es bisher schwierig in Bolivien an Geld zu kommen. Der eine Geldautomat, den es in Copacabana gab, hat unsere Kreditkarten nicht akzeptiert. Sowohl die Bank in Copacabana, als auch die in Achacachi hat geschlossen. Zum Glueck konnten wir mit Alessandro, der in der Gegenrichtung unterwegs war, einen kleinen Betrag tauschen um ueber den Tag zu kommen. Hier in Achacachi tauschen wir weitere 100 US$ unserer Notreserve in einem Laden, in dem wir die Ladenbesitzerin erst einmal wecken muessen.
Vierzig Kilometer weiter, in Sorata endet die asphaltierte Strasse in einer Lehmpiste. Bevor wir den Offroadteil der Runde antreten, erkundigen wir uns bei mehreren Passanten, wie weit es bis zum anvisierten Ort Consata ist. Die Angaben zum Zustand des Weges und zur erforderlichen Fahrzeit schwanken stark.
Landschaftlich sind wir von der Strecke ueberwaeltigt. Die Schotterpiste fuehrt uns, begleitet von bunten , handflaechengrossen Schmetterlingen, an gruenen Taelern und steilen Abhaengen entlang. Mehrfach sind, vor der Kulisse kleiner Wasserfaelle, Bachlaeufe zu durchqueren. Bei Einbruch der Dunkelheit, nachdem wir schon ueber fuenf Stunden auf dieser Gelaendepiste unterwegs waren, haben wir Consata noch immer nicht erreicht. In der Daemmerung versuchen wir ein Plaetzchen fuer unser Zelt zu finden. Allerdings sind die Haenge hier so steil, dass abseits der Strasse keine ausreichend grosse, waagerechte Flaeche fuer unser kleines nur vier Quadratmeter in Anspruch nehmendes Zelt zu finden ist. Erst nach einer weiteren Stunde Gelaendefahrt in absoluter Dunkelheit entdecken wir am Flussaluf ein paar verlassene Haeuser in deren Innenhof wir unser Zelt aufschlagen koennen. Im Gegensatz zu den kalten Tagen der letzten Woche ist es nun wieder so warm, dass es im Zelt sogar in den duennen Baumwoll-Schlafsaecken zu warm ist.