Die Strassen von Litauen bis zur Fähre auf die Insel Muhu sind so gut, dass wir dort früher als erwartet ankommen. Nach einer Übernachtung auf dem Parkplatz des “Muhu Muuseums” können wir uns das älteste erhaltene Dorf der Insel und auch einige der Bauernhäuser von innen ansehen.
Auf der Fähre hatte uns ein Finne auf ein Musikfestival in Orissare auf der Hauptinsel Saaremaa aufmerksam gemacht. Wir besuchen den Strand auf der Halbinsel auf dem das “Techno-Festival” stattfindet. Auch wenn wir nur bis kurz vor der offiziellen Eröffnung des Festivals bleiben können, ist es ein interessanter Einblick in die “gelassene Hektik” des Aufbauteams dieses doch recht grossen Festivals “I Land Sound”.
Der Kali Krater auf Saaremaa ist einer der am besten erhaltene und zugängliche Meteoritenkrater. Obwohl beeindruckend, ist er allerdings innerhalb weniger Minuten besichtigt. Um die Szenerie länger auszukosten spielen wir um den Krater herum noch ein wenig Fangen mit den Kindern. Beim Grillen auf dem Parkplatz werden wir vom Hausmeister des benachbarten Hotels kritisch beäugt.
In Kuressaare sind wir überrascht von der Ordensburg die mit ihren vielen begehbaren Räumen, Treppen und “Geheimgängen” begeistert. Auch das Café in der höchsten Ebene einer der Wachtürme ist toll. Am Stadtstrand gleich hinter der Burg ist das Wasser im Vergleich zu anderen Stränden durch die enge und flache Bucht recht warm. Auch die einfache Rutsche, die im Knietiefen Wasser aufgestellt ist macht Spass.
Der alte Mihkli Bauernhof in Viki gibt einen weiteren informativen Einblick in das frühere Inselleben. Die Steilklippe Panga Pank hat einene besonderen Flair. Der tolle Sonnenuntergang lädt uns zu einer Übernachtung auf der Klippe ein. Wenn man dem Weg entlang der Klippen bis weit in den Wald folgt, kann man die an der Klippe an langen Tauen bis hinunter zum Wasser klettern. Auch unser jüngster (5) schafft das ohne grosse Hilfe. Der Windmühlen-Park bei Angla ist nicht besonderes. Haben wir doch schon eine funktionierende Windmühle im Mihkli Bauernhof bei Viki besichtigt.
Kurz vor der Fähre, an der Kreuzung in Leisi ist im Wäldchen neben einem Kauplus Supermarkt ein Kletterpark aufgebaut, der, wie ein normaler Spielplatz, von Jedermann benutzt werden kann. Die Sektionen sind, insbesondre für Kinder, recht anspruchsvoll, allerdings in nur 1-2m Höhe angebracht, so dass ein Sturz keine verheerenden Folgen hat und wir uns die Wartezeit bis zur Fähre nach Hiiumaa vertreiben können.
Mit den Leuchttürmen auf Hiiumaa haben wir kein Glück. Der eine in Köpu sieht eher wie ein Wachturm aus und schliesst kurz nach unserer Ankunft, der andere hat an unserem Besuchstag (Montag) geschlossen. Dafür finden wir einen tollen, entlegenen (eigentlich ist auf dieser spärlich besiedelten Insel irgendwie alles “entlegen”) und rustikalen Wald-Campingplatz mit Strand. Der Strand ist zwar so stark mit Algen belastet dass Nils ihn “Algazonas” tauft, wir suchen uns dennoch eine Stelle mit sauberem Einstieg und lassen uns vom Baden nicht abhalten.
Nur durch eine Erwähnung in einem anderen Reise-Blog sind wir auf den Eifelturm-Adventurm Park aufmerksam geworden. Ohne diesen Hinweis hätten wir den recht unscheinbaren und nur in Estnisch beschrifteten “Wegweiser” (ein kleiner Holz-Eiffelturm an einer Kreuzung bei Pihla) nicht wahrgenommen.
Die Fährfahrt zurück aufs Festland nach Haapsalu ist unsere fünfte und damit letzte dieser Reise. Für die Kinder (und den Papa) sind die An- und Ablegemanöver sowie das Öffnen der Bugklappe immer wieder spannend. Haapsalu gefällt uns überraschend gut. Die Architektur der alten Villen ist interessant und es reihen sich alte verfallene Häuser neben nett hergerichteten Prunkvillen.
Nördlich von Tallinn kommen wir auf dem Harbor Camping, einem einfachen Stellplatz, unter. Der gegenüberliegende Stadtstrand ist toll. Kilometerlanger Sand und gut hundert Meter flaches Wasser, in dem Kinder spielen können. In Tallin selbst fällt der hohe Anteil der russisch sprechenden Bevölkerung auf. Häufig verstehen sich die Bewohner nicht, da sie ausschliesslich Estnisch oder Russisch sprechen.
Ein Highlight ist für uns das Seaplane Harbor Museum, in dessen riesiger Kuppelhallen ein altes russisches U-Boot sowie etliche interaktive Maritime Ausstellungsstücke zu “bespielen” sind.
Auf dem Rückweg Richtung Süden stoppen wir für eine Übernachtung im Strandbadeort Pärnu, an dem wir auf der Hinreise vorbeigefahren sind. Auch hier ist der Strand toll und das Wasser flach.
Fazit Baltikum:
Alle drei Länder sind fortschrittlicher als gedacht. Schnelles Internet ist fast überall erhältlich und auch meist kostenlos. Ladestellen für Elektroautos sind erheblich häufiger als in Deutschland (z.B. an fast jeder Tankstelle oder größerem Park- bzw. Rastplatz).
Die Fahrweise ist im Baltikum zwar meist rücksichtsvoll, wenn es ans überholen geht gibt es jedoch anscheinend kein Pardon. Es wird rücksichtslos in den Gegenverkehr hinein überholt, so dass dieser ausweichen oder bremsen muss. Die frisch zu größerem Wohlstand gekommenen zeigen dies gerne durch dicke prollige Fahrzeuge. Porsche und andere Luxuswagen sind insbesondere um größere Städte herum häufig auf den Strassen vertreten.
Einkaufen war manches Mal herausfordernd. So gab es in Estland in fast keinem Supermarkt H-Milch und auch in Lettland musste man sie suchen. Auch normaler Naturjoghurt ist schwierig. Entweder gibt es nur süssen Fruchtjoghurt oder dicken, Quarkähnlichen “Greek”-Joghurt zu kaufen.
Es gibt erstaunlich viele dunkle, schmackhafte Brotsorten. Unsere Kinder konnten wir allerdings nur für Chiabatta oder Baguette begeistern.
Zusammenfassend war es eine gute Reise. Vier Wochen waren ausreichend Zeit, um die Haupt-Attraktionen der drei baltischen Länder zu erkunden. Allerdings sind wir dabei nur selten mehr als eine Nacht an einem Ort geblieben. Dies entspricht unserer üblichen Reisegeschwindigkeit. Drei Wochen wären zwar möglich, allerdings auch uns, vor allem mit Kindern, zu kurz und hektisch geworden.