Noch den Kartenmassstab der kleinen zentralamerikanischen Laender gewohnt, verschaetzen wir uns etwas bei unserer heutigen Tagesetappe. Die paar Zentimeter auf der Karte bis zum, hinter Bucaramanga gelegenen, Staedtchen San Gil entpuppen sich als knapp 700 km. Die Bundesstrasse 45 fuehrt von Santa Marta ohne spuerbare Kurven hunderte Kilometer nach Sueden. Nach einigen grossen Bananenplantagen nahe der Kueste, geht die Fahrt lange durch eine oede Talebene mit kargen Rinderweiden rechts und links. 30 Kilometer vor Bucaramanga geben wir auf und uebernachten in der einzigsten, dafuer aber sehr billigen Unterkunft (3 US$) im verschlafenen Kaffeebauerndorf El Playon.
Der Wirt unserer Unterkunft serviert uns das zaeheste Stueck Fleisch unseres Lebens. Es ist zwar nur wenige Millimeter dick, laesst sich aber weder zerschneiden noch zerbeissen. Den kalten Reis essen wir auf, Fleisch, kalte Nudeln und rohe Zwiebeln lassen wir liegen. Das Essen hat wirklich nicht unseren Geschmack getroffen. Die Suppe vorweg hat, obwohl kalt, uns ausreichend gesaettigt. Das bemerkt wohl auch eine alte, fast zahnlose Frau und fragt Ines, ob sie unsere Reste haben kann. Am Nachbartisch verputzt sie in atemberaubender Geschwindigkeit Fleisch samt aller Beilagen. Dazu zerreist sie das zaehe Leder entlang der Maserung in duenne Fasern und isst (oder lutscht?) diese.