Blaue Wasser und alte Steine

Vom 2110 m hoch gelegenen San Cristobal de la Casa fuehren uns vom Dschungel umgebene kurvige Strassen stetig bergab. Die, durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Schatten glitschigen Strassen, zwingen uns zum langsam fahren. Am Strassenrand trocknen Kleinbauern sowohl auf Plastikplanen im Hof als auch im breiten Rinnstein ihre Kaffeebohnen. Spaeter regnet es kurz. Eine willkommene Abkuehlung, die uns jedoch erneut zum langsam fahren zwingt.

Auf der Seitenstrasse zu den Wasserfaellen von Aqua Azul spannen Kinder Seile ueber die Strasse, um uns zum Anhalten zu zwingen. Sie wollen Obst und geschnitzte Figuren verkaufen. Auch kurz vor den Cascades de Aqua Azul spannen Maenner ein Seil ueber die Strasse. Sie kassieren den Eintritt zu den Wasserfaellen. Waehrend wir zahlen, donnert ein lokaler Tourbus durch die Absperrung und reisst dem einen blinden Kontrolleur das gespannte Seil aus den Haenden. Wenige hundert Meter weiter erneut eine Zahlstelle. Erneut werden pro Person 10 Pesos (60 Eurocent) Eintritt verlangt. Auf unsere verwunderte Nachfrage heisst es, die ersten Kassierer waeren die Zapatistas gewesen, die diese Region fuer sich beanspruchen. Hier zahlt man nun die Parkgebuehr. Das sei hier halt so.

Der doppelte Eintrittspreis hat sich jedenfalls gelohnt. Die stufenfoermigen Wasserfaelle sind toll anzusehen und laden zum Baden ein. Warm genug ist es auch. Zusammen mit vielen Mexikanern, die am ersten Weihnachtsfeiertag einen Ausflug hierher gemacht haben, planschen wir in den Pools unterhalb der Wasserfaelle herum. Eine kanadische Familie, der wir waehrend wir im Wasser sind, unseren Rucksack anvertrauen, erklaert uns, dass die Region Chiapas schon einige Jahrzehnte eine typische Urlaubsregion fuer Ost-Kanadier ist. Das erklaert die vielen framzoesischsprachigen Touristen in den letzten Tagen.

Waehrend wir unsere Sachen zur Weiterfahrt nach Palenque packen, faengt es wie aus Kuebeln an zu schuetten. Ines, die gerade noch rechtzeitig die Koffer zuschliesst, ist in Sekunden bis auf die Knochen nass. Bjoern hat sich mit unserem Rucksack unter einen Baum gerettet. Die kurze ‘Regenzeit’ ueberbruecken wir in einem Essensstand mit einigen Empanadas. Es wird langsam dunkel. Weiter fahren moechten wir nun auf den nassen Strassen nicht. Beim Spaziergang entlang der Wasserfaelle entdecken wir eine verfallene, leer stehende Huette. Gegen geringe Gebuehr koennen wir unser Innenzelt darin aufbauen. Geschuetzt vor weiteren Regenschauern schlafen wir frueh mit dem Gurgeln und Rauschen der Wasserfaelle ein.

Am Morgen werden wir durch das Kraehen der Haehne und das Gackern der Huehner geweckt. An den Wasserfaellen Misol-Ha, an denen wir spaeter fruehstuecken wollen, sind wieder in kurzem Abstand zwei Kassenbuden aufgebaut, die einen erheblich hoeheren Eintrittspreis kassieren moechten. Besser als in Aqua Azul kann es hier jedoch kaum sein und zum Baden ist es frueh morgens sowieso zu kalt. Wir fahren durch bis zu den Ruinen in Palenque und fruehstuecken unser Muesli dort.

Palenque ist die bedeutendste Maya Ausgrabungsstaette Mexikos. Knapp vier Stunden wandern wir in den Ruinen und Tempel herum. Leider ist der Zugang zur Grabkammer des Tempels der Inschriften nicht mehr moeglich. Ines Vater ist vor ca. 20 Jahren dorthin hinabgestiegen und fand das Erlebnis sehr eindrucksvoll. Vom Kreuztempel haben wir eine gute Uebersicht ueber die Tempelanlagen und das Umland. Falls wirklich erst 5% der Bauten freigelegt sein sollte, kann man von hier oben etwa erahnen, wo der Rest im Dschungel verborgen liegt.

1 thought on “Blaue Wasser und alte Steine

  1. Bin gerade beim durchstöbern eurer Webseite auch auf die Bilder und Berichte aus Mexico gestossen. Schöne Bilder von Palenque habt ihr da – ich nehme an das sind nicht die einzigen ;-). Das ganze Areal ist ziemlcih beeindruckend.
    Viel Spass noch auf der Tour und gute Fahrt

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