In Nicaragua kommen auffallend viele Kinder und Erwachsene auf uns zu, die um Geld fuer etwas zu Essen betteln. Da wir ungern Geld verschenken, da man nicht weiss, was die Leute sich davon kaufen, teilen wir lieber das, was wir haben. Wer Durst hat, bekommt einfach ein bisschen Wasser in eine leere Flasche umgeschuettet und diese in die Hand gedrueckt. Wer Hunger hat, einen Teil von unserem Essen. Gerade die Tortillas (hier Maisbrotfladen), die bei den Einheimischen besonders beliebt sind, und Teil des ueberschuessigen Reis zusammen mit etwas Sosse und Fleischstueckchen geben wir gerne ab. An der Grenze von Honduras zu Nicaraguas haben wir gerade nichts zur Hand, so dass Ines dem bettelnden Jungen vorschlaegt, er soll doch einen der anderen Jungen, der an einem grossen Sandwich knappert, fragen, ob der ihm nicht ein Stueckchen abgibt. Prompt schenkt dieser ihm das ganze Brot. Schon ist wieder ein hungriges Maeulchen gestopft.
Beim ersten Mittagstisch in Nicaragua werden wir von einem Mann belagert, der, nach den ueblichen, uns schmeichelnden einleitenden Worten, ebenfalls Geld fuer Essen haben moechte. Nachdem wir ihm erklaeren, dass wir ihm statt Geld lieber Essen abgeben, wartet er geduldig. Entgegen unserer Erwartungen isst er die abgegebenen Tortillas und Reis nicht sofort, sondern packt diese ein – wahrscheinlich fuer seine Familie.
Gerade in Granada sind viele bettelnde Kinder auf der Strasse, die auf ihre kecke Art und Weise jedem einen Dollar abzuluchsen versuchen. Eine kleiner mit langem Basketball-Shirt ist besonders hartnaeckig und bleibt an unserem Tisch stehen. Einen Dollar verweigern wir ihm. Er kann unsere Reste haben, wenn er mag und wartet bis unser Essen kommt. Zwischenzeitlich findet er jedoch eine Gruppe Amerikaner als Opfer und folgt diesen. Wir lassen, nachdem wir fertig gegessen haben, trotzdem Ines zur Haelfte uebrig gebliebenen Burrito einpacken und nehmen ihn mit. Den Jungen finden wir ein paar hundert Meter weiter auf dem Marktplatz. Er ist ganz verwundert, als wir ihm den Doggy-Bag in die Hand druecken. Ist wohl eher unueblich, dass ihm Essen nachgetragen wird. Die umstehenden Einheimischen bedankden sich freundlich, denn er selbst ist zu perplex, um etwas zu sagen.
Waehrend Bjoern an der Grenze den Papierkram erledigt, passt Ines auf die Motorraeder auf. Wie so oft kommen dabei viele Geldwechsler, fliegende Haendler und Bettler auf sie zu. Einer hartnaeckigen Haengematten-Verkaeuferin, die ebenfalls gerne Geld haette, bietet Ines heute unsere Corn Flakes an. Diese schuettelt sich angewidert – so etwas koenne man doch nicht fruehstuecken. Zum Fruehstuck braeuchte man doch etwas Anstaendiges, wie z.B. Bohnen und Reis. Das koennen wir heute morgen wirklich nicht bieten…