Schon die Nacht ueber hat Bjoern nicht gut geschlafen. Magenprobleme, entweder von den Milchshakes am Vorabend oder von der frischen, ungekuehlten Milch am Morgen zuvor. Beim Verlassen des Hostals wird Bjoern von der frischen Morgenluft ueberwaeltigt. Er uebergibt sich mehrfach direkt vorm Eingang auf die Strasse. Danach fuehlt er sich etwas besser. Die Passanten wechseln dennoch vorsichtshalber die Strassenseite.
Wie verabredet treffen wir uns mit Andy um 8:30 an der Tankstelle am Ortseingang. Der Tankwart macht uns darauf aufmerksam, dass Ines Hinterreifen platt ist. Sie muss sich den Nagel an der Tanke reingefahren haben, denn kurz vorher, beim Kette fetten, war noch alles in Ordnung. Gegenueber in der Reifenwerkstatt ist die Reparatur schnell erledigt und wir nehmen Andy fuer die folgende Tagesetappe in unsere Mitte.
Zu unserer Uberraschung ist die Strasse fuer viele hundert Kilometer von Sandduenen umgeben. Eine riesige Wueste direkt an der Kueste. Um ein Foto von uns dreien in der Wueste zu machen, parken wir die Bikes nur fuenf Meter von der Strasse entfernt in recht festem Sand. Unsere Suzukis haben trotz maessiger, schon etwas abgefahrener Hinterreifen wenig Schwierigkeiten durch den Sand zu kommen. Andys schwere BMW versinkt jedoch beim Versuch wieder auf die Strasse zu kommen, trotz der Stollenreifen, hoffnungslos im Sand. Zu dritt bewegen wir sie keinen Zentimeter. Der Versuch eine unserer Suzukis mit einem Seil vor die BMW zu spannen endet mit Wheelie und Sturz. Da wir mittlerweile ziemlich ratlos herumstehen, haelt ein LKW mit vier Bauarbeitern an. Die BMW per festgebundenem Seil am LKW herauszuziehen scheitert am gerissenen Seil. Schliesslich koennen wir die BMW zu siebt per Muskelkraft zurueck auf die Strasse bugsieren.
Auf den naechsten hundert Kilometern ist wechselweise Zuckerrohr und Spargel im Wuestensand angebaut. Man fragt sich, wie hier etwas wachsen kann, denn Bewaesserungsanlagen sind nicht zu sehen.
Bei Trujillo schauen sich Andy und Ines die Ruinen von Chan-Chan an. Bjoern bleibt am Eingang im Schatten auf einer Bank liegen, ihm ist noch schlecht. Ueber Nacht bleiben wir im ruhigen Fischerdorf Tortugas.
Morgens fahren wir wieder getrennt von Andy weiter, denn er moechte heute noch das 410 km entfernte Lima erreichen. Wir moechten stattdessen mal wieder unser Campingequipment auspacken und wollen in einem Nationalpark, 100 km noerdlich vor Lima, uebernachten.
Obwohl wir mit gemuetlicher Geschwindigkeit unterwegs sind, stoppt uns in einer Kurve ein Polizist. Auf diesem Teil der Panamericana seien nur 35 km/h erlaubt. Wie schnell wir gefahren sind, weiss er nicht, zu schnell jedenfalls. Er moechte uns ca. 100 Dollar Strafe aufbrummen. Falls wir nicht zahlen, nimmt er unsere Fuehrerscheine mit und hinterlegt sie in unserer Botschaft bis wir zahlen, sagt er. Trotz ausgiebiger Diskussion duerfen wir erst weiter fahren, nachdem wir knapp zwanzig Dollar als „Spende zum Tanken des Polizeifahrzeugs“ gezahlt haben. Bjoern aergert sich, dass wir wahrscheinlich immer noch viel zu viel bezahlt haben.
Auf den letzten zweihundert Kilometern vor Lima sind riesig-grosse industrielle Huehnerfarmen in den Sand zwischen Strasse und Strand geklotzt. Wie schon bei den Spargelfelder fragt man sich, wer all das Huehnchenfleisch und die vielen Spargel essen soll.
Der Weg zum Nationalpark ist steinig und sandig. Am Eingang macht der Parkwaechter nicht gerade gute Werbung fuer den Park. Extrem trocken und ausgedoerrt sei der Park zu dieser Jahreszeit. Funktionierende sanitaere Anlagen gibt es auch nicht. Wir sollen doch besser im September wieder kommen, dann waere es gruener und dadurch viel schoener. Wir stellen fest, dass wir fuer die Nacht und zum Kochen viel zu wenig Wasser dabei haben. Der naechste Ort, um Wasser zu kaufen, sei eine halbe Stunde entfernt, sagt der Parkwaechter.
Statt eine Stunde auf Wassersuche zu verwenden, erscheint es uns sinnvoller, doch noch die letzten hundert Kilometer nach Lima durchzufahren. In Lima erwartet uns der Feierabendverkehr. Dennoch kommen wir auf der Umgehungsstrasse recht gut voran. Gerade als wir nochmal nach dem Weg fragen wollen, haelt ein nobler Jeep an. Der Fahrer erzaehlt, dass er eine BMW 1200GS faehrt und uns gerne bis zu unserem Ziel, dem Stadteil Miraflores fuehrt. Wir haben Muehe, im dichten Verkehrsgewuehl an ihm dran zu bleiben. In Miraflores stoppt er schliesslich vorm angeblich besten Motorradladen Limas, dem „Desert Racing Peru“. Dort stehen gerade Jesse und Trucker-Mike vor der Tuer und sind freudig ueberrascht, als sie uns wieder sehen.
Spargel aus Peru
Den gibt es bei Tengelmann’s schon seit einigen Wochen zu kaufen, für all jene, die die Spargelzeit in Deutschland nicht erwarten können. Ob ökologisch sinnvoll, sei dahin gestellt.
Liebe Grüße aus Berlin,
Barbara