Nach der Übernachtung in dem LUXUS-Appartment mit fließendem Wasser und fernsteuerbarem Licht sind wir beim Teppichhändler nebenan zum mehrmals versprochenen Tee eingeladen. Keiner von uns beiden wollte einen Teppich kaufen und wir haben dem Händler auch keine Hoffnung darauf gemacht. Das kapiert dieser jedoch erst nach mehr als zwei Stunden, nachdem wir im mitteilen, das wir eher an einer landestypischen Kutte, einer CHÄLABA (oder so ähnlich), interessiert sind. Es wird sofort nach einer Kutte geschickt und kurz darauf haben wir ein riesiges Kuttensortiment vor uns liegen. Wir dürfen sogar anprobieren und machen ein paar lustige Fotos. Der Händler freut sich mit uns und macht jeden Spaß mit. Der Spaß ist vorbei als es um die Preise geht. Weit über 1000DH für eine Kutte, das ist zuviel und auch durch Handeln oder Tauschgeschäft ist nix zu bewirken. Egal ob die Kutte oder der Teppich nun aus 80% Seide und 20% Kamelhaar, ob von der Family Maurer, Berber oder Tuareg aus den Bergen, der Kram ist auch nach 4 Stunden noch zu teuer. Keine Ausrede, daß wir weiter müssen, erst Geld holen müssen oder sonstwas, glaubt uns der Händler, denn wir haben ihm schon vorher von unseren weiteren Reiseplänen erzählt. Nichts klappt um den schon kochenden Händler zu beruhigen, wir fliegen hochkant aus dem Laden. Der Tee hat trotzdem ganz gut geschmeckt.
Ab ins Auto, das partout nicht anspringen will. Da war dann also noch Zeit ein Drüsenei vom Mineralien- und Fosilienhändler gegen eine uralte häßliche Arbeitsjacke und ein paar T-Shirts einzutauschen. Für ein T-Shirt mehr hilft uns der Mineralien-Händler auch beim Anschieben des Autos. Er packt es fast alleine, darf dafür auch eine kräftige Portion Dieselruß schlucken und steht halb erstickt mit hochrotem Kopf winkend und röchelnd auf der Straße als wir davonfahren.
Frisch verflucht vom Teppichhändler geht es über schön kurvige Verbindungsstraße nach Er Rachidia und zur berühmten Source Bleu, der blauen Quelle. Begrüßt von massig Kids, die nach Kulis und Sonnenbrillen geiern, stellen wir unser Zelt auf. Campen mit 2 Personen, einem Zelt und einem Auto kostet heute nur 50 statt 60DH, denn auch der Zeltplatzwächter ist mit Kuli und Sonnenbrille bestochen und schenkt uns dafür noch einen Sack voll Datteln. In Er Rachidia wird der Markt besichtigt. Wider auf dem Campingplatz dehnt sich Björns Postkartenkauf zu einem fast zweistündigen Palaber bei Tee und Bongomusik aus. Die Postkarten gibt es dann doch nicht billiger, obwohl Björn dem Typ den Brief seiner spanischen Freundin vorgelesen und übersetzt hat, da er nicht lesen kann.
Nach dem abermals ausgiebigen Carliniessen ist die angepriesene warme Dusche leider nicht mehr in Betrieb, also geht es den vierten Tag in Folge ungeduscht ins Bett, grmpf. Zu allem Überfluß gibt Family-Campingplatz heute noch ein Konzert mit Tanz und lautem Geschrei, so daß an Schlaf Tommy in Haengematteerstmal nicht zu denken ist. Der Platz ist voll mit deutschen und englischen Rentnern in Wohnmobilen. Die Jungs vom Campingplatz nehmen zwar gern deren Geld, mögen die unfreundlichen Alten aber nicht sonderlich. Da schwatzen sie schon lieber mit uns über Motorräder und deutsches Bier. Unser Alter hätten sie um einiges höher eingeschätzt. Besonders die 23 Jahre von Tommy können sie kaum glauben. Zitat: “Mann der muß aber viel Bier getrunken haben, wenn der so jung ist und schon so aussieht”. Alles in allem ist der Campingplatz Source Bleu wunderschön und echt zu empfehlen.