Kaum in Buenos Aires angekommen, stehen zwei Australier vor der Tuer, die zuvor per E-Mail ihr Interesse am Kauf unserer Motorraeder bekundet hatten. Der ueberfallmaessige Besuch der Beiden ist uns zunaechst etwas unangenehm, da wir in Buenos Aires bei Christian, einem deutschen Expat, untergekommen sind, dessen Wohnung nun von uns, den Australiern und einem weiteren Kaufinteressenten belagert wird.
Christian kannten wir bisher persoenlich noch nicht, da wir nur kurzen email Kontakt mit ihm hatten. Seine Adresse bekamen wir von Thomas, einem Umstaedter, den wir aus unserer Schulzeit kennen.
Unsere Sorge ist unbegruendet, denn Christian ist ein lockerer Typ, nimmt die Menschenmenge in seiner vornehmen Wohnung gelassen hin und bietet den Ueberraschungsgaesten gar noch ein Bierchen an.
Bei dem Preis, den die beiden Australier Owen und Pete bereit sind, fuer unsere Bikes zu zahlen, hat es sich gelohnt, die Motorraeder neu zu kaufen statt unsere eigenen zu verschiffen. Leider ist mit der Entscheidung, unsere treuen Gefaehrte schon jetzt hier in Buenos Aires zu verkaufen, unsere Motorradreise ein paar Wochen frueher zu Ende als geplant. Spaeter im Jahr, im argentinischen Winter, waere es jedoch immer schwieriger geworden, die Fahrzeuge abzustossen, da die Zahl der motorradinteressierten Touristen in der kalten Jahreszeit stark abnimmt.
Bei Dakarmotos, einer unter Motorradreisenden bekannten Adresse, verabreden wir uns mal wieder mit Jesse, den wir noch von unserer Segeltour kennen. Die Fahrt mit ihm ins nur 30km entfernte Tigre-Delta ist die letzte Fahrt auf unseren Motorraedern. Gemeinsam schwelgen wir in Erinnerungen. Auch er trennt sich hier von seinem Motorrad, indem er es zwei Tage spaeter nach NY verschiffen laesst.
Da der Transfer des Geldes aus Australien einige Tage laenger dauert als zunaechst angekuendigt, bleibt uns ausreichend Zeit, die Stadt zu erkunden. Nahe Christians Wohnung schauen wir uns ein gut besuchtes Pferderennen an. Auch im angrenzenden Park herrscht reger Betrieb. Teich und Kanaele sind voll mit Tret- und Ruderbooten, die Wege bevoelkert von Fahrraedern, Rollschuhfahrern und Inlineskatern. Auf einem Platz schauen wir uns ein Hokeyspiel an.
Von Christians recht vornehmem Viertel im Norden des Stadteils Palermo sind ist es per Metro eine gute halbe Stunde bis in die Stadt. Das Pendant zum US-amerikanischen Weissen Haus heisst in Buenos Aires ‘Casa Rosada’ (Rosa Haus). Die rosa Farbe des Regierungsgebaeudes ist der Legende nach durch die Mischung der Farben rot und weiss zweier verfeindeter Parteien entstanden, um die Einheit Argentiniens zu symbolisieren.
Caminita, die wohl bekannteste Strasse Buenos Aires’ gefaellt uns, da viel zu touristisch, allerdings nicht besonders. Die Haeuser sind zwar bunt angemalt und auf den Strasse wird Tango getanzt, man wird jedoch staendig von der Seite auf Englisch zu Touristenaktivitaeten beworben.
Hinter dem Casa Rosada wurde der alte Hafen, Puerto Madero, zu einer Ausgehmeile mit modernen Bueros und Lofts umgebaut. Hier findet man einen der wenigen einigermassen ruhigen, entspannenden Plaetze im ansonsten lauten Buenos Aires. Die Kaimauern sind mit alten, bunt bemalten Hafenkranen geschmueckt, die die Aufschrift ‘VEB Greifswald’ tragen, da sie anscheinend aus Ostdeutschland geliefert wurden. Noerdlich des Hafens im Stadteil Ricoleta befindet sich ein pompoeser Friedhof, in dem auch Evita in einer eher bescheidenen Gruft beerdigt liegt.
Wie beim Verkaufgespraech versprochen, fuehrt Bjoern an einem Morgen noch einen Schrauber-Workshop mit den beiden Australiern durch. In flotter Folge gehen sie alle auf einer solchen Reise erforderlichen Wartungsarbeiten, von Kette schmieren bis Ventilspieleinstellungen, durch. Da die beiden wenig Erfahrung mit Motorraedern haben, saugen sie alle Informationen, die Bjoern in dem unterhaltsamen Unterricht bereitwillig und mit viel Spass weitergibt, wissbegierig auf.