Erste Tage in Suedafrika

Nach nun schon zwei Woche in Suedafrika (seit 2. Juli sind wir nun schon hier), werden wir versuchen, unsere ersten Eindruecke und Erlebnisse, fuer die, die es interessiert, „kurz“ zusammenzufassen:

Gleich nach unserer Ankunft wurden wir von Jochen abgeholt, ein „Siemensianer“, der uns das Zimmer in der Lodge organisiert hat, wo er, zusammen mit seiner Frau Christiane schon ueber ein Jahr wohnt. Beide sind Langzeitgaeste der Lodge, die Franz und Rudi gehoert, zwei Deutschen, die nach Suedafrika ausgewandert sind. In der Lodge hatten wir eine kleine Wohnung, leider ohne Kueche, sodass wir Fruehstueck im so genannten Haupthaus hatten und zum Abendessen entweder in Restaurants oder bei Jochen & Christiane gespeist haben. Wir fuehlten uns besonders in den ersten Tagen ohne Auto und Kochmoeglichkeit sehr abhaengig von den beiden, da man sich hier ohne Auto nicht fortbewegen kann, die Distanzen sind einfach zu groß und die Lodge liegt vergleichsweise auf dem Land wie der Storchenhof.

Fuer den Anfang wohnten wir in der Guinea Lodge (ein Landhaus), die zwei ehemaligen Pelzhaendlern aus Deutschland gehoert. Mit Pool und netter Einrichtung ist es recht nobel, allerdings fuer ein Bed&Breakfast in dem wir keine Kueche haben mit ca. 70 Euro pro Nacht auch recht teuer. Eine permanente Bleibe koennen wir uns noch nicht suchen, da noch nicht klar ist, wann der Container kommt und wann wir nach Port Elizabeth umziehen. Wegen den Kosten und da unsere Lodge weder Kueche noch Internetanschluss hat schauen wir uns aber gerade nach einer anderen temporaeren Unterkunft um. Und siehe da, in der Naehe befinden sich sehr viel guenstigere Moeglichkeiten. Wir haben uns fuer Big Tree entschieden, in der wir auch die Moeglichkeit zum Kochen haben.

Da wir auf der Suedhalbkugel sind, ist hier gerade Winter und die Sonne bewegt sich auch verkehrt (von rechts nach links, da sie im Norden steht). Auch wenn es keiner glaubt, ist es morgens und abends richtig kalt!! Morgens manchmal um die 0°C mit Eis auf der Windschutzscheibe. Allerdings regnet es um Johannesburg im Winter nie, daher sind fast alle Grassflaechen braun und ausgetrocknet. Sobald die Sonne rauskommt, klettern die Temperaturen bis auf 20 Grad. Durch die Hoehenlage, immerhin sind wir auf 1800 m (und es liegt KEIN Schnee) wurde uns empfohlen, trotz Kaelte und Winter immer Sonnencreme aufzutragen. D.h. immer schoen cremen, damit die Haut auch durch die niedrige Luftfeuchtigkeit nicht austrocknet, dick anziehen und nach dem Zwiebelschalenprinzip immer mehr ausziehen, sodass man mittags durchaus auch im Pulli oder T-Shirt durch die Gegend faehrt.

Gefahren wird hier uebrigens links. Fuer uns beide war das schon ein bisschen gewoehnungsbeduerftig. Am Anfang wundert man sich, dass dort, wo man die Fahrerseite vermutet, kein Lenkrad ist. Beim Fahren hat Ines anstatt in den 4. Gang, aus Versehen in den 2. geschaltet, da sie noch kein Gefuehl hatte, wo sich die Gaenge befinden. Bjoern schaltet dafuer oefters mal in den Rueckwaertsgang, statt in den 2. Gang. Beim Rueckwaertsfahren schaut man nach wie vor ueber die rechte Schulter, statt ueber die Linke… Trotzdem kommen wir gut zurecht, bisher haben wir uns auch beide schon an die „verkehrte“ Fahrweise gewoehnt. Und obwohl wir vom Chaotischen Verkehr gewarnt wurden, geht es um einiges disziplinierter zu als in Barcelona. Im Berufsverkehr geht hier allerdings so gut wie nix. Die Autobahn gleicht einem Parkplatz, daher fahren Jochen und Bjoern schon frueh morgens (7:00) auf abgelegenen Landstrassen die ca. 15km zur Firma. Bjoern hat auch schon seine ersten Erfahrungen mit der Polizei gemacht, statt 100 ist er 139 kmh gefahren, was ihn die Kleinigkeit von 600 Rand (ca. 80 Euro) kosten sollte. Da Bjoern aber an diesem Tag Geburtstag hatte und er das Geld direkt bei der Polizeistation bezahlt hat, musste er nur 100 Rand bezahlen (auf dem Strafzettel wurde dann eine Hoechstgeschwindigkeit von 119 kmh notiert!)….

Seit vorletztem Mittwoch haben wir nun einen Wagen, der ueber die Firma gemietet ist. Ein weisser Nissan Almera, nicht huebsch, aber es faehrt, und Sprit wird auch von der Firma bezahlt, was will man mehr. Jetzt sind wir noch auf der Suche nach einem Auto fuer Ines, da Bjoern den Nissan meist mit in der Firma hat. Witzigerweise gibt es hier neben den 5er Golfs auch noch 1er Golfs (mit Lupo interieur) zu kaufen. Doch heute haben wir uns fuer einen kleinen (weißen, wie hier alle Autos sind) Opel Corsa entschieden, Jahrgang 2004. Sieht ganz vernuenftig aus, und da Ines ein bisschen Muskelaufbautraining braucht, haben wir uns gegen die Servolenkung entschieden. Klimaanlage ist auch nicht drin, dafuer kann sich Ines mit CDs die Fahrt versueßen. Jetzt gilt es, taeglich zum Geldautomaten zu rennen (die guenstigste Moeglichkeit, an lokale Waehrung zu kommen, alles andere ergibt mit allen Gebuehren einen schlechteren Kurs) und den Hoechstsatz zu ziehen. Am Montag sollten wir das Geld zusammenhaben.

Eine Frage, die uns schon vor Suedafrika beschaeftigt hatte, war die Sicherheit: Alle Haeuser sind mehrfach gesichert, ein Zaun außen herum, Einfahrt nur durch elektrisches Schiebetor mit Fernbedienung moeglich. Jeder besitzt zusaetzlich noch Hunde und die Fenster und Tueren sind meist auch noch einmal mit Gitterstaeben, etc. gesichert. An verschiedene Verhaltensregeln gilt es sich zu halten. Beim Autofahren sollten die Tueren und Fenster verriegelt sein. Nachts faehrt man nur in sicheren Gegenden. Zu Fuß sollte man sich nachts wohl am besten gar nicht fortbewegen. Trotzdem hatten wir noch keine negativen Erlebnisse zu berichten. Toi, toi, toi, alles nicht so schlimm wie es sich anhoert.

Und was haben wir bisher sonst so gemacht: Am vergangenen Wochenende fuehrte uns Clive zuerst durch Jo´burg, danach durch Soweto (Bilder). Wir haben viel gesehen, waren in einem der zweithoechsten Stahlbetonbauten der Welt und hatten einen weitreichenden Blick ueber Jo´burg. In Soweto sind die Haeuser (wohl eher Huetten!) dagegen sehr viel flacher gebaut, trotzdem konnten wir einige luxurioese Bauten entdecken. Wellblechhuetten gab es selten, nur am Rande von Soweto und in anderen Townships, die noch nicht so gut aufgebaut sind. Alles in allem, haetten wir die Tour auch ohne Probleme selbst machen koennen. Gefaehrlich ist es in Soweto nur nachts und man sollte nicht unbedingt seine Wertgegenstaende direkt vor der Nase armer Leute herumbaumeln lassen, dass koennte sonst so manch einen dazu verleiten, zuzugreifen. Ansonsten gelten aber keine schaerferen Verhaltensregeln als in anderen Großstaedten.

Ines war unter der Woche oefters alleine mit dem Auto unterwegs. Ihr wohl erstes negativ praegendes Ereignis war ein gefuehrter Ausritt zu Pferd. Dieser Ausritt stellte sich aus lebensgefaehrlich heraus, das Pferd war nicht zu kontrollieren, die Fuehrerin nicht in der Lage, zu erklaeren, was man mit diesem Pferd anders machen muss (die afrikanische Reitweise unterscheidet sich sehr stark von der deutschen bzw. vom englischen Reitstiel, ist aber kein Westernreiten). Das Pferd ist mehrfach im gestreckten Galopp durchgegangen und Ines hatte wohl noch nie so viel Angst auf einem Pferd (was sehr viel heißen soll, da sie seit Kindesbeinen reitet). Gluecklicherweise ist doch noch alles gut gegangen!!!

Wenn Ines sich mal nicht in die Gefahren stuerzt, dann geht sie Einkaufen in den großen Malls (Einkaufszentren), sitzt im neu entdeckten Internet-Cafe mit Zugangsmoeglichkeit ueber eigenem Laptop oder liest… In dieser Zeit darf Bjoern dann arbeiten 🙂 Arbeit zu suchen macht fuer Ines hier noch keinen Sinn, da wir erst in ein paar Wochen in unsere Zielregion umziehen.

Siemens residiert in einem recht schoen angelegten Buerokomplex mit kleinen Wasserfaellen, viel gruen und Sitzmoeglichkeiten zwischen den in den Hang gebauten Gebaeuden. Die Arbeitsweise ist sehr buerokratisch. Fuer fast jeden Vorgang gilt es ein Formular auszufuellen. Nach etlichen Formularen und viel Rennerei hat Bjoern nun zwar eine Personalnummer, ein Auto und ein Telefon auf dem Schreibtisch, wir ein Bankkonto bei der Siemens / Nedbank, ein Firmenhandy und der Zugang zum lokalen Netzwerk fehlt jedoch noch immer. Dafuer ist Bjoern recht oft bei Kunden (VW, GM, DaimlerChrysler…) an der Kueste unterwegs. Meist schon in unserem Zielgebiet Port Elizabeth, dass, zwar im gleichen Land, allerdings satte 1100km entfernt liegt. Kollegen sind super freundlich, kooperativ und hilfsbereit, nur manchmal etwas langsam. Alle Wettbewerber sind schon lange da und die Automotive Sparte von Siemens L&A muss erst mal am Markt etabliert werden. Ein schwieriges Unterfangen als Neuling um Land.

So, dieses Wochenende starten wir nun in ein paar Game Reserves (Wild parks) und machen die weitere Umgebung Jo’burgs zusammen mit einem gleichaltrigen unsicher.

Ansonsten soll es wohl erst Ende des Monats nach PE gehen, der Container wird allerdings schon am 23. ankommen. Eine Wohnung haben wir bisher dort auch noch nicht gefunden. Aber hier eilt ja nichts, die Deutschen haben zwar die Uhren, die Afrikaner aber die Zeit…

Soweit unser Bericht aus dem winterlichen Suedafrika:

Picture-Links: Jo’burg, Pretoria, Soweto, Guinea Lodge, Rhino & Lion Nature Reserve, …