Wir wuenschen euch allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2006! Bevor wir euch von den Erlebnissen auf unserer nahezu 4000km langen Motorradreise quer durchs Western Cape berichten, moechten wir noch kurz erwaehnen, dass Ines Festplatte kaputt gegangen ist und ihre Daten bisher nicht gerettet werden konnten.
Unsere Reise starteten wir am 16. Dezember in Port Elizabeth. Kaum gestartet, fiel uns schon ein seltsames Klackern am Motorrad auf. Nach mehrmaligem Anhalten und Ueberpruefen konnten wir jedoch die genaue Ursache nicht ausfindig machen. Wir setzten unsere Reise fort, stoppten bei einem enttaeuschenden Wolf-Wildschutzgebiet, genossen die herrliche Aussicht in Plettenberg Bay und gelangten schliesslich ueber einen kleinen Offroadumweg zu unserer ersten Unterkunft. Bei Stuermers, Eltern von MBA-Kommilitone Andre, wurden wir herzlich aufgenommen und bestens versorgt. Unseren 2-taegigen Aufenthalt haetten wir dort gerne verlaengert, mussten jedoch weiter, da alle im Voraus gebuchten Unterkuenfte uns einen straffen Reiseplan vorgaben.
Dennoch hatten wir genuegend Zeit, um genuesslich auf dem woechentlichen Markt in Sedgefield herumzuschlendern und allerlei Leckereien zu kosten. Bjoern hatte in der Zwischenzeit auch festgestellt, dass das Geraeusch durch ein paar defekte Kettenglieder hervorgerufen wurde und wir somit zum KTM-Haendler in George fahren mussten. Eine Kette war in der Vorweihnachtszeit, in der alle schon im Urlaub waren, nicht einfach aufzutreiben, schliesslich konnten wir aber den Kettenwechsel in einer Hinterhof-Werkstatt selbst durchfuehren.
Die Gegend zwischen Knysna und George und um Sedgefield herum hat uns sehr gut gefallen. Schoene Nebenstrassen durch die „Old-Seven-Passes”, tolle Landschaften und herrliche Aussichten lassen das Herz hoeher schlagen. Ein besonderes Erlebnis ist der dort regelmaessig fahrende Dampfzug und die Off-Road-Strecke von George nach Oudtshoorn (Montagu-Pass). In der Outshoorn-Region gibt es nicht nur zahlreiche Straussenfarmen, sondern auch die Cango Caves. Wir nahmen an der empfehlenswerten Adventure-Tour teil, bei der wir durch kleine OEffnungen auf- und ab krabbeln mussten und so in weitere Hoehlen gelangten. Der eigentliche Grund in Oudtshoorn zu uebernachten war jedoch die Fahrt in die wohl laengste Sackgasse der Welt: „The Hell”, eine Schlucht in die bis in die 80er Jahre keine Strasse fuehrte und die noch heute nur ueber Schotterstrassen zu erreichen ist.
Ueber viele Schotterwege und nette Passstrassen gelangten wir einen Tag spaeter zur aeltesten Stadt Suedafrikas namens Swellendam, wo wir uns endlich auch einmal ohne Motorradbekleidung bewegten und uns zu einem Wasserfall auf den Weg machten. Statt einem imposanten Wasserfall zu sehen, begegneten wir einer Horde Paviane, die wir mit gebuehrendem Abstand beobachteten.
Auf unserer Weiterfahrt passierten wir die letzte von Hand getriebene Faehre bei Malgas. Die Ueberfahrt verlief erstaunlicherweise recht zuegig. Langwieriger war dagegen unsere Suche nach einem neuen Hinterreifen, da unserer bereits von den vielen Schotterwegen heruntergefahren war und er den Rest der Reise nicht ueberlebt haette. In Bredasdorp fanden wir jedoch keinen neuen Reifen und die naechst groessere Stadt war Hermanus, die wir erst am naechsten Tag erreichen sollten. Also versuchten wir unsere Fahrerei auf ein Minimum zu reduzieren.
Am suedlichsten Punkt Afrikas am Cape Algulhas machten wir nicht nur die ueblichen Beweisfotos, sondern kletterten mutig die steilen Leitern im Leuchtturm hoch. Die geplante Direktfahrt nach Hermanus auf geteerten Wegen verlief dann nicht beabsichtigt ueber Umwege auf Schotterpisten, was dem Reifen nicht besonders gut tat. Doch wir kamen wohlbehalten im sehenswerten Hermanus an. Bjoern setzte Ines kurz ab und machte sich weiter auf den Weg nach Grabouw, um dort evtl. einen Reifen zu kaufen, den wir telefonisch angefordert hatten. Doch das Glueck sollte nicht mit uns sein, Bjoern durfte seinen kleinen Ausflug bis nach Kapstadt ausdehnen und kam dann erst abends mit einem neu montierten Hinterreifen wieder.
Obwohl Hermanus als der beste Platz fuer Walbeobachtungen gilt, konnten wir diesmal keine dieser Riesen sehen, da die Walsaison schon vorbei war. Dennoch genossen wir herrliche Spaziergaenge entlang der Kueste und verbrachten unseren ersten Tag am Strand. Einen Tag spaeter sollte schon Weihnachten sein, also ein komisches Gefuehl in Badesachen am Strand zu liegen. Am Vorweihnachtsabend goennten wir uns ein herausragendes Essen in dem 2004 zum besten Fischrestaurant Suedafrikas gekuerten „Seafood at the Marine”. Wir wurden nicht enttaeuscht!
Dagegen hatten wir uns unseren Aufenthalt in Robertson an Heiligabend anders vorgestellt. Letztendlich versuchten wir die Zeit damit totzuschlagen, faul im Herbergsgarten herumzuliegen, dann unsere Familie anzurufen und abends im Grand Hotel zu speisen, da alle anderen guten Lokale bereits ausgebucht waren und die geplante Schifffahrt mit Dinner fuer die Kapitaens-Familie reserviert war. Das Grand Hotel war jedoch nicht so „grand” wie wir es uns ausgemalt hatten. Wir waren vermutlich die einzigen Gaeste, die im Voraus dort gebucht hatten und unsere persoenliche Bedienung hatte wohl ihren ersten Abend, da sie sich recht toelpelhaft anstellte.
Nach diesem wohl etwas ungewoehnlichen Weihnachten fuhren wir morgens weiter nach Montagu und trafen dort 4 Schweizer, die mit ihren Motorraedern nach Johannesburg geflogen sind und bis nach Kappstadt weiterfuhren. Der zweite laengere Aufenthalt war in dem sehr europaeisch angehauchten Stellenbosch. Dort laeuft man bedenkenlos abends auf den Strassen herum und besucht eine der vielen Strassencafes (eher ungewoehnlich in Suedafrika). Unsere geplante Rundtour um das Hottentotten-Rerserve mit Wandertour wurde von unserem kleinen Sturz auf sandigem Terrain unterbrochen. Ungluecklicherweise befand sich Ines Bein unter den seitlich angebrachten Gepaeck-Boxen und wurde immens gequetscht. Nach dem ersten Schrecken und dem Aufsuchen eines Arztes, der bestaetigte, dass es sich lediglich um eine Quetschung handelt, setzten wir unsere Tour doch noch fort. Am naechsten Tag liessen wir uns jedoch lieber im Backpackers-Bus durch die umliegenden Weingueter fahren und testeten recht geschmackvolle Weine und Kaese.
Nach solch gemuetlichen Tagen wartete das Grossstadtleben von Kappstadt auf uns. Bei unserer Ankunft huellte sich der Tafelberg in eine Wolke und wir entschieden uns nach Robben Island zu fahren. Jedoch war die Ueberfahrt zum legendaeren Gefaengnis, in dem Nelson Mandela inhaftiert war, fuer die naechsten Tage ausgebucht. Unser freundliches Anfragen auf freie Plaetze durch nicht abgeholte Karten brachte uns nach 20-minuetigem Warten schliesslich doch noch auf die Faehre. Auf der Insel wurden wir von Ex-Inhaftierten des Apartheit-Regimes herum gefuehrt. Wieder erlangten wir tiefere Einblicke in die interessante und komplizierte Geschichte des Landes. Die Rueckfahrt zum Festland in einem Speed-Katamaran war durch Wind und Seegang so ruppig, dass sich ein Grossteil der Fahrgaeste uebergab.
Am folgenden Tag hatten wir eine tolle Sicht auf den freien Tafelberg und freuten uns schon auf die Tour dort hoch. Aufgrund des Windes war jedoch die Seilbahn geschlossen und wir erkundeten stattdessen per Pedes die Stadt. Einen Tag spaeter war es dann soweit, die Seilbahn lief und scharenweise eilten die Menschen zum Tafelberg. Nach ueber einer Stunde Wartezeit waren dann auch wir in Besitz der begehrten Fahrkarten und verweilten einige Stunden dort oben mit herrlicher Sicht auf die Stadt. Den Nachmittag verbrachten wir bei Bjoerns Verwandtschaft in Camps Bay. Von Muralts bewohnen unmittelbar am Meer eine Wohnung mit herrlicher Aussicht. Eine vielfaeltige Unterhaltung gespickt mit einem leckeren Abendessen liess diesen Tag wunderschoen ausklingen.
Der folgende Tag fuehrte uns mit dem Motorrad ueber den Chapmans Peak zum Kapp der Guten Hoffnung. Die wohl einzigartigste und schoenste tierische Begegnung hatten wir in Simon’s Town am Boulders Beach, wo wir mit Pinguinen im Meer schwimmen gingen. Diese kleinen geselligen Tiere liessen sich von der Anwesenheit der Badegaeste nicht beirren und brueten, schwimmen, sonnen sich wie eh und je.
Ins neue Jahr feierten wir auf dem Watershed-Konzert (Bilder) im Botanischen Garten von Kirstenbosch. Da Essen dort nicht angeboten wurde, empfahl der Veranstalter, eigene Picknick-Koerbe mitzubringen. Wir deckten uns vorsichtshalber mit Getraenken und kleinen Knabberkram ein. Fuer den Alkoholverkauf kamen wir allerdings zu spaet in die Geschaefte und wir konnten lediglich ein paar Flaschen Bier in einem chinesischen Laden ergattern, also dieses Jahr mal ohne Sekt. Wir waren ueberrascht, uns in einem riesigem Picknickgelage statt einem gewoehnlichen Konzert wieder zu finden, bei dem genuesslich allerlei Speisen und Getraenke auf aneinander gereihten 2 qm Deckchen vertilgt wurden. Die Atmosphaere war gelassen und so rutschten wir entsprechend gemuetlich ins neue Jahr.
Die 10-stuendige Heimreise fuhren wir, nur unterbrochen durchs Mittagessen in Mossel Bay, in einem Rutsch. Bjoern musste frueher als geplant wieder an seinem Schreibtisch in PE sitzen. Endlich froh zu sein, keine Motorradkleidung mehr tragen und nicht mehr auf den Moment warten zu muessen, wann der Hintern seine wohlverdiente Pause bekommt, sind wir wieder zu Hause und blicken auf eine erlebnisreiche Fahrt zurueck.
Fuer diejenigen, die es interessiert, haben wir ein „Best of Western-Cape” zusammengestellt und wuenschen allen, die uns besuchen, eine schoene Reisevorbereitung. Bei Fragen helfen wir natuerlich gerne!
Bis zur naechsten Reise.
Best of Western Cape:
+ im Tsitsikamma National Park wandern
+ Plettenbergs National Park „Robberg” besuchen
+ bei „Ile de pain” in Knysna das Beste Brot Suedafrikas kaufen
+ in den Cango Caves die Adventure Tour mitmachen (jedoch nichts fuer Leute mit Platzangst oder kraeftiger Statur)
+ tolle Passstrassen (Montagu, Seweweekspoort & Swartberg)
+ Wale sehen in Hermanus
+ Fisch essen im Seafood at the Marine (Hermanus)
+ kurvenreicher Bain’s Kloof zwischen Ceres und Wellington
+ Wein und Kaese testen auf dem Fairview Weingut bei Stellenbosch
+ Schwimmen mit den Pinguinen in Simon’s Town am Boulder Beach