Schwarzer Sand in kleinem Land

Obwohl es einige Schotterstrecken gibt, die den Weg um Guatemala City abkuerzen koennten, fahren wir diesmal durch die Stadt. Guatemala ist das bisher am schlechtesten ausgeschilderte Land. So verfahren wir uns mehrfach in der Stadt und auch die lokalen Verkehrspolizisten sind sich nicht sicher, in welcher Richtung es nach El Salvador aus der Stadt heraus geht. Alle paar hundert Meter ist ein McDonalds und andere Schnellrestaurants. Ein eher seltener Anblick in Zentralamerika. Nach kurzem Zwischenstopp setzen wir unsere Fahrt fort und finden schliesslich auf der Pan-Americana aus der Stadt heraus.

An der Grenze wimmeln wir zunaechst, wie sonst auch, alle Unterhaendler und Geldwechsler ab. Am Zollschalter laesst sich Bjoern, der es sonst sehr gut versteht, mit den Jungs umzugehen, von den Geldwechslern mit viel Durcheinander und einem getuerkten Taschenrechner uebers Ohr hauen. Am Schluss fehlen 50 US$ in der Reisekasse. Aergerlich. Davon abgesehen war es eine sehr guenstige Grenze. Es wurden keinerlei Gebuehren fuer Einreise, Fahrzeugregistrierung oder Versicherungen faellig.

Nach einer Nacht in Ahuachapean fahren wir ueber die „Ruta de las Flores“ (Die Blumenroute) an die Pazifikkueste und ueber die Kuestenstrasse zur, von Jens empfohlenen, Posada Familiar in La Libertad. Hier schwimmen wir zum ersten Mal im Pazifik, der uns weiter im Norden stets zu kalt und rau war. La Libertad ist ein Surf-Revier. Es ist Sonntag. Die meisten Jugendlichen haengen, auf die perfekte Welle wartend, am Strand und im Wasser herum. Der Strand ist schwarz, denn er besteht zu grossen Teilen aus Vulkanasche. Leider ist es, da der Muell oft gleichgueltig ins Meer gekippt wird, auch sehr schmutzig.

Abends treffen wir Brian aus Portland, der bis vor ein paar Wochen bei der Washington Post gearbeitet hat. Er ist ein echter Schnellredner, so dass nicht einmal Bjoern so recht zu Wort kommt. Wir verbringen einen witzigen Abend mit ihm.

Auf einer kurvigen, schoenen Nebenstrecke verlassen wir am naechsten Morgen die Kueste und fahren zur Puerta del Diablo (Tuer des Teufels) mit toller Aussicht auf See, Vulkane und Pazifikkueste. Bei der Fahrt durch die Hauptstadt San Salvador hilft wieder mal der Funk, auf Gefahren hinzuweisen. Diesmal ist es ein fehlender Kanaldeckel, an dem wir nur wenige Zentimeter, Bjoern links und Ines rechts, vorbeifahren. Eigentlich wollten wir in San Salvador Erik besuchen, ein Schwede, der mit Bjoern in Barcelona studiert hat. Er ist diese Woche jedoch leider nicht in der Stadt, da er seinen Umzug nach Bogota vorbereitet, wohin er von seinem Arbeitgeber TACA-Airlines versetzt wurde.

In Suchitoto erfahren wir, dass unsere Webseite, die Seit einigen Tagen nicht verfuegbar war, wieder geht. Unser ‘australischer’ Kumpel Tomy, auf dessen Server die Seite laeuft, ist derzeit in Tasmanien im Urlaub, hat sich per iPhone (!) auf den Server geschaltet und ihn wieder zum laufen gebracht. Das gleichzeitige Senden aller Newsletter fuer die registrierten Leser der Seite hat anscheinend den Server zum Absturz gebracht. Wir haben die Funktion daher nun abgeschaltet.

Suchitoto liegt am See, an dem wir einen lustigen Nachmittag in einem skurrilen Restaurant verbringen. In den neunzigern, zur Zeit des Buergerkriegs, war die Stadt menschenleer und verlassen. Am See hatte sich eine Bastion der radikalen FMLN-Partei eingerichtet. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Stadt wieder gefuellt und soll zur Touristen- und Kulturhautstadt El Salvadors ausgebaut werden. Unterkunft finden wir in einem klosteraehnlichen alten Gebaeude.

Weiter geht es in die Berge Richtung Honduras. Kurz vor der Grenze machen wir einen Abstecher nach Miramundo, ein Aussichtspunkt, von dem man ueber El Salvador und gar bis zu den Vulkanen in Guatemala blicken kann. Miramundo liegt auf 2345 Metern Hoehe. Die steile, nur zehn Kiloleter lange Strasse bringt uns bei einer durchschnittlichen (!) Steigung von 14% dorthin.

Die Grenzformalitaeten gestalten sich zaeh. Jedes Dokument muss dreimal kopiert werden. Vier verschiedene Anlaufstellen gilt es abzuklappern. Anfangs werden wir gefragt, ob wir denn wirklich ueber die Grenze wollen, denn es wird teuer und lange dauern. Einen Umweg um Honduras herum gibt es jedoch nicht. Im Hauptraum des Zolls liegen einige Beamte auf dem Sofa und schlafen. Den Beamten in der Immigration muss Bjoern erstmal aus der Haengematte holen. Die Kerle hier wuerden jedes Beamtenmikado mit Leichtigkeit gewinnen. Den Spitznamen ‘Bananenrepublik’ hat sich Honduras wahrlich verdient. Unsere Fahrgestellnummer wird von jedem einzelnen Sachbearbeiter mehrfach ueberprueft. Nachdem sich schliesslich acht verschiedene Beamte um uns gekuemmert haben, wir 48 Dokumentenkopien machen mussten und knapp 90 US$ ausgegeben haben, setzen wir unsere Fahrt nach gut zweieinhalb Stunden Aufenthalt fort.