Go Slow, Go Belize

Auf dem Weg nach Chetumal bleibt Ines mit leerem Tank liegen. Die kleine Reserve war schnell aufgebraucht. Am Vortag hatten wir nur Ines Motorrad zur Fahrt zum Schnorcheln benutzt. Beim Navigieren waren wir unaufmerksam und haben nicht bemerkt, dass hier auf ca. 100 Kilometern keine Stadt eingezeichnet ist. Da keine Tankstelle in der Naehe ist, fuellen wir mit einer leeren Wasserflasche Benzin von einem ins andere Motorrad um. Damit kommen wir bis zur naechsten Stadt.

Nach dem Tanken ist der Himmel mit dunklen Wolken bedeckt. Die ersten Tropfen fallen schnell. Wir weichen dem Regen aus, indem wir uns bei einem Tante Emma Laden unterstellen, um dort den faelligen Oelwechsel durchzufuehren, die Luftfilter zu reinigen und einzuoelen. Das Altoel geben wir ordentlich im Originalkanister zurueck. Die Haendlerin stellt ihn neben die normale Muelltonne. Wieder einmal sind wir uns nicht sicher, was damit geschehen wird.

Den Regenwolken konnten wir mit dieser Pause nicht ausweichen, jedoch machen uns die Schauer mit unseren Regenjacken nichts aus. Aufgrund der Wetterlage campen wir heute nicht, wie urspruenglich geplant, an einer Lagune, sondern suchen uns in der Grenzstadt Chetumal eine Unterkunft.

Frueh am Morgen ueberqueren wir die Grenze nach Belize. Die Ausreise aus Mexiko ist einfach und die Vehicle Permits sind schnell abgewickelt. Auch am Grenzposten von Belize laeuft alles gut. Dass wir keine Nummernschilder haben, kuemmert hier kaum. Es wird statt des Kennzeichens einfach die Fahrgestellnummer im Pass vermerkt. Man spricht in diesem Land, da Belize mal eine Britische Kolonie war, englisch und ist auch schon an der Grenze stolz darauf, dass hier alles easy und cool ist.

Vom Grenzbeamten werden wir jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass im Unterschied zum recht sicheren restlichen Land, Belize City ein gefaehrliches Pflaster sei und wir auf unsere Motorraeder aufpassen sollen. In der Stadt halten sich viele Drogenabhaengige auf, die aus ihrer Not heraus alles klauen, was sie zu Geld machen koennen.

Eine Haftpflichtversicherung fuers Motorrad ist in Belize obligatorisch. Fuer eine Woche kostet diese 15 US$ pro Motorrad. Da wir noch keine Belize Dollars haben, wechseln wir unseren kompletten Bestand an Pesos zu einem fairen Kurs beim Versicherungsmakler. Bei der Auszahlung scheint etwas nicht zu stimmen. Bjoern rechnet mit dem Tischrechner des Maklers nach. Ohne grosse Diskussion, ganz nach dem Motto „man wird es ja mal probieren duerfen“ reicht der Makler die fehlenden Scheine ueber den Tisch.

Schon wenige Kilometer hinter der Grenze sind die Unterschiede zu Mexiko sehr deutlich. Wurde man in Mexiko noch aus allen Ecken mit Latino Rythmen beschallt, sind es hier die Reggea Beats. Englisch ist Landessprache und 30% der Bevoelkerung sind schwarz. Davon tragen viele Dreadlocks. Der Slogan des Landes ist: Go slow, Go Belice.

Die Vorgaerten und der Strassenrand sind mit gepflegtem, kurz geschorenem englischen Rasen bedeckt. Die Haeuser sind ueberwiegend aus Holz gebaut. Auf den Feldern wird intensiv Zuckerrohr angebaut. Derzeit wird geerntet und wir ueberholen zahlreiche ueberladene Zuckerrohrtransporte. Auch auf den Strassen liegt Zuckerrohr herum. Mal einzelne Pflanzen, mal flaechendeckend verstreut und manchmal als grosse Haufen, um die wir herumfahren muessen.

Kurz vor Belize essen wir an einer Huette am Strassenrand zu Mittag. Es gibt Gibnut, angeblich eine Spezialitaet des Landes. Auf Nachfrage beschreibt die Wirtin das Tier als Buschratte. Wir bestellen es dennoch. Leider tummeln sich in den Beilagen die Ameisen. Das verdirbt uns etwas den Appetit, der Gibnut als solches schmeckt dennoch gut. Eine Recherche im Internet zeigt uns, das Gibnut im Englischen eigentlich Paca heisst.

Nach zahlreichen Hinweisen auf die hohe Kriminalitaet in Belize City folgen wir der Empfehlung des Grenzbeamten und eines Strassenpolizisten. Wir stellen unsere Motorraeder auf dem Parkplatz des Princess Hotels, eines der teuersten der Stadt, ab. Von dort lassen wir uns, nur mit unserem Tagesrucksack als Gepaeck, direkt zum Hafen fahren.

Das Wassertaxi, das uns zur Insel Caye Caulker bringt, hat einige hundert PS mehr als es eigentlich braeuchte. Die Insel, auf der es keine Autos, sondern nur Fahrraeder und Golf-Karts gibt, erinnert etwas an Ko Phi Phi in Thailand und an die Insel Utila in Honduras. Auch hier dreht sich alles ums Tauchen.

Beim Abendessen im „Wish Willy“ bei Maurice lernen wir Karen, 50, aus Alaska, kennen. Sie ist Ingenieurin bei BP und schon das zweite Mal auf dieser kleinen, gerade mal einen Quadratkilometer messenden Insel. Diesmal ist sie fuer fuenf Wochen hier und gibt uns einige Tipps.

Nach dem Schnorcheln am Vormittag leihen wir uns ein Seekajak und paddeln die windgeschuetzte Seite der Insel entlang. Auch beim Schnorcheln am Nachmittag sehen wir viele bunte und grosse Fische. Auch ein recht grosser Stachelrochen ist beides mal dabei.

Wir probieren noch einige lokale Spezialitaeten. Der von unserem Freund Kevin aus Florida schon lange uns ans Herz gelegte Caye Lime Pie ist ein furchtbar suesser Kuchen. Das angebliche Nationalgetraenk Rum and Coke ist so stark, dass wir eine zusaetzliche Flasche Cola vollstaendig damit vermischen muessen, bevor wir die Mischung trinken koennen.

Nach zwei Naechten auf der Insel duesen wir mit dem Wassertaxi zurueck nach Belize City. Die Motorraeder stehen noch mitsamt all unserer Sachen unversehrt am Hotel. Unser naechster Stopp ist der Belize Zoo. Eine toll gemachte Anlage. Die Gehege sind ungewoehlich natuerlich angelegt und die Besucherstege so angebracht, dass man trotz der Groesse der Gehege die meisten Tiere gut sehen kann. Auch einen Gibnut (Paca) gibt es hier.

Hundert Kilometer weiter sind die Grenzformalitaeten zur Ausreise nach Guatemala schnell erledigt. Im Nachhinein bereuen wir es etwas, nicht dem hiesigen Leitmotto „Go Slow“ gefolgt, und ein paar Tage laenger in Belize und auf Caye Caulker geblieben zu sein.

Statistik Belize:

  • 330 zur Durchquerung von Belize gefahrene Kilometer (das Land ist wirklich klein, mit 22.966 Quadratkiometern ist Belize ungefaehr so gross wie Hessen.)
  • Ausgaben von 133 US$ / Tag / 2 Personen

Top 5 Belize:
1. Caye Caulker mit seinen Schnorchel- und Tauchrevieren
2. Die Laessigkeit der schwarzen Bevoelkerung
3. Die toll gepflegte Landschaft
4. Der natuerliche Belize Zoo
5. Das Karibik-Feeling

Low 3 Belize:
3. Diebstahlgefahr in Belice City
2. Hohe Kosten im Vergleich zu Mexiko
1. Permanent Gefahr zu laufen, uebers Ohr gehauen zu werden.

1 thought on “Go Slow, Go Belize

  1. Liebe Ines, lieber Björn,

    da seid Ihr uns mal wieder ein paar Schritte voraus, die Reise klingt ja echt super! Lilian und ich waren auf Caye Caulker im Jahr 2000, mit Ausflug zum Blue Hole, schönste Karibik… Grüßt mir Tikal und Antigua, wenn Ihr in Teguc vorbeikommt dann besucht doch das Kinderheim von NPH, el rancho, der Heimleiter ist Deutscher und ein Freund von uns, wäre sicher spannend. Meldet Euch wenn Ihr dazu Infos braucht.

    Viele liebe Grüße aus dem winterlichen Deutschland,

    Grischa

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