Pyramiden und der Fluch der Tolteken

Die Ausgrabungsstaedte Tula, eine alte Tolteken-Stadt im Norden von Mexico City, ist wenig besucht. Heute nimmt man uns noch nicht einmal Eintrittsgelder ab. Es ist herrlich warm und wir spazieren zwischen den Pyramidenruinen herum. Bis auf einige Statuen und Wandreliefs ist es wenig spektakulaer.

Uebernachten moechten wir heute mal wieder im Zelt. Wir finden einen Campingplatz auf halber Strecke zwischen Tula und unserem morgigen Ausflugsziel Teotihuacan. Dabei sind wir jedoch zu nah an Mexico City heran geraten. Der Verkehr ist dicht. Fuer wenige Kilometer benoetigen wir Stunden. Laut Campingplatzwart sind es bei wenig Verkehr eineinhalb Stunden bis in die Stadtmitte. Von der Idee, den Abend in der Stadt zu verbringen, verabschieden wir uns daher gleich wieder.

Der gut ausgestattete und um diese Jahreszeit leere Campingplatz ist gleichzeitig das Hauptquartier der deutschen Firma Rotel. Einer ihrer Spezialfahrzeuge, vorne Bus hinten Schlafliegen, steht hier und wird gerade fuer die naechste Tour vorbereitet. Zu Abend essen wir Tortas, belegte Brote, an einem Strassenstand.

Beim Aufbau des Zelts unterhalten uns die verspielten Hunde des Campingplatzes. Spaeter, bereits im Schlafsack, faellt unser Vorzelt zusammen. Der kleinere der Hunde hat, da wir nicht mehr mit im spielten, unsere Zeltleinen durchgekaut.

In der Nacht faengt Bjoerns Magen an zu rumoren. Er muss nachts mehrfach raus, kann kaum schlafen und beginnt den Tag mit Gliederschmerzen. Ihm ist wohl die Torta vom Vorabend auf den Magen geschlagen. Auch Ines ist nicht wohl, sie hat dort ebenfalls eine Torta gegessen. Statt um sieben, fahren wir erst gegen zehn vom Campingplatz.

Fuer die kurze Distanz von 40km zu den Pyramiden von Teotihuacan, die vom GPS auf 35 Minuten berechnet war, benoetigen wir ueber drei Stunden. Der Verkehr rund um Mexico City ist grausig. Die Entscheidung, erst gar nicht in die City hinein zu fahren, war definitiv richtig. Die ‘Topes’, das sind Strassenhindernisse zur Geschwindigkeitsreduktion, bringen uns in unserer heutigen schlechten koerperlichen Verfassung fast um.

Wie ferngesteuert laufen wir durch die Ruinen von Teotihuacan. Es ist heiss. Wir muessen uns ab und zu in den Schatten setzen. Die Bauten sind beeindruckend und auch in der Nebensaison gut besucht. Bjoern erklimmt die 232 doppelt hohen Stufen der mit 65 Metern angeblich groessten Azteken-Pyramide.

In Teotihuacan wollen wir nicht uebernachten., daher fahren wir schon ein Stueck Richtung Veracruz weiter. Nach kurzer Irrfahrt auf dem aeusseren Autobahnring von Mexico-City wird es schnell dunkel. An der Autobahn entdecken wir ein Gebaude, das wie ein Motel aussieht. Die Rezeption ist unbesetzt. Als wir auf den Hof fahren, laeuft ein Frau vor uns her. Sie ist verwundert, dass wir anhalten, bestaetigt uns jedoch, dass es sich um ein Motel handelt.

Nun muss man wissen, das mexikanische Motels nicht denen in den USA gleichen. Hier wird stundenweise abgerechnet. Fuer uns ist der 12-Stunden-Tarif genau richtig. Eigentlich sind die Motels als Zufluchtsstaedte fuer junge, verliebte, jedoch unverheiratete Mexikaner gedacht. Kaum in die Garage unter dem Zimmer gefahren, zieht die Rezeptionistin einen Vorhang hinter uns zu, wohl damit man die Fahrzeuge nicht sieht. Bezahlt wird in bar direkt am Vorhang.

Zum Zimmer geht es nach oben direkt aus unserer Parkbucht. Einen Zimmerschluessel gibt es nicht. Die Tueren sind anscheinend immer offen. Wir sind ueberrascht ueber den Qualitaetsstandard. Bei weitem das bisher beste Preis-Leistungsverhaeltnis. Ein vollwertiges Hotelzimmer fuer gerade mal 12 Euro. Soviel hat uns an anderen Plaetzen Campen gekostet. Die Menukarte zur telefonischen Bestellung allerlei Zubehoer fuer eine spassige Nacht und auch die Geraeusche aus den Nebenzimmern nehmen wir kaum noch war. Uns ist noch immer schlecht und wir fallen muede ins Bett.