Im Norden Guatemalas

Der Grenzuebertritt nach Guatemala war zeitraubend. Im Gegensatz zu den bisher wohlwollenden Reaktionen auf die fehlenden Nummernschilder, war der Zollbeamte hier wenig erfreut. Zunaechst verweigert er uns die Einreise. Belize ist kein schlechtes Land, um haengen zu bleiben. Dann fahren wir eben zurueck auf die Insel Cay Caulker. Allerdings kann das Ausstellen der Originalpapiere und Nummernschilder aus den USA noch einige Wochen dauern. Solange wollen wir unsere Reise nicht unterbrechen.

Nach fast zweistuendigem Aufenthalt an der Grenze zum Kopieren aller Unterlagen und erledigen weiteren Formalitaeten geht der Beamte auf den Vorschlag ein, dass wir unsere Schilder selbst malen. Als Nummer nehmen wir die Dokumentennummern der Herstellererklaerung unserer Suzukis. (Spaeter drucken und laminieren wir diese Nummer um sie am Nummernschildtraeger zu befestigen, siehe Bild unten) Geldwechsel, Geldautomat und Tanken klappen reibungslos und so sind wir wenige Minuten nach Grenzuebertritt schon ins Landesinnere unterwegs.

Die Strasse Richtung Tikal besteht zunaechst aus einer Schotterpiste, mit tiefen Schlagloechern und Bodenwellen, die unsere Reisegeschwindigkeit fast halbiert. Zum Glueck beginnt nach knapp 30 Kilometern der Teerbelag. Schlagloecher gibt es zwar noch einige, dennoch kommen wir nun besser voran und treffen bei Einbruch der Dunkelheit in Flores, einer Insel auf dem Lago Peten Itza, ein.

Beim Abendessen im idyllisch eingerichteten Hostal „Los Amigos“ unterhalten wir uns mit einer Belgierin, die sechs Monate als Sozialarbeiterin in Tuxla (siehe Canyon Sumidero) die Gruppe der Anonymen Alkoholiker betreut. Auch uns sind die vielen Betrunkenen aufgefallen, die am helllichten Tag auf den Strassen herum torkeln. Sie erzaehlt uns, dass im Vergleich zu Europa, in Mexiko viel heftiger getrunken wird. Oft sind es die Chancenlosen, die zum grossen Teil noch nicht einmal lesen oder schreiben koennen und sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken.

Morgens umrunden wir die kleine Insel nur kurz. Gleich geht es weiter Richtung Sueden. Die als geteerte Strasse ausgezeichnete Strecke ist eine Schotterpiste. Generell sind die Strassen hier erheblich schlechter als in Mexico und Belize.

Zurueck auf der Teerstrasse fuehrt die Strecke durch schoene Dschungellandschaft. Rechts und links der Strasse werden Mais und Bohnen angebaut. In den Doerfern trocknen Bauern ihre Bohnen auf dem Gehweg.

Luftlinie sind es nur noch 25 km bis zu unserem heutigen Ziel, den Wasserfaellen von Semuc Champay. Die kleine Strasse, auf der wir den weiten Umweg, den die Streckenfuehrung der Bundesstrasse macht, abkuerzen wollen, ist eine recht heftige Offroadpiste.

Nach 50 Kilometern auf grobem Schotter versperrt uns ein Bauarbeiter den Weg. Er erklaert uns, dass die Strasse noch fuer die naechsten Stunden gesperrt sein wird. Auf dem vor uns liegenden Streckenabschnitt werden heute Strassenbau- und Sprengarbeiten durchgefuehrt. Das passt uns ueberhaupt nicht, denn es wuerde heissen, dass wir diese ueble Strecke im Dunkeln weiter fahren muessen. Eine alternative Strecke gibt es jedoch nicht. Zurueck und aussen herum zu fahren wuerde noch laenger dauern. Auf der Baustelle wild zu campen ist fuer auch keine wirkliche Alternative, da uns die Gegend im Dunkeln nicht geheuer ist.

Mit uns warten einige andere. Schon nach knapp 20 Minuten kommt ein mit Bauarbeitern beladener LKW den Hang hinunter und gibt die Strecke frei. Glueck gehabt. So koennen wir den groessten Teil der Gelaendestrecke noch im hellen bewaeltigen. Die letzte Stunde muessen wir dennoch im Dunkeln ueber das grobe Gestein holpern.

Elf Kilometer vor Semuc Champay gibt es einen kostenlosen Campingplatz an den Grotten von Lanquin. Beim Eintreffen sprechen uns drei mit grossen Gewehren bewaffnete Maenner an. Sie sitzen mit freiem Oberkoerper beim Bier vorm Eingang der Grotte. Fuers Campen sollen wir zahlen. Auch wenn umsonst beschrieben, zahlen wir beim Anblick der drei starken Jungs lieber. Damit sind die Chancen auf einen unbehelligten Aufenthalt erheblich groesser.