Argentinien – Mate y Bombilla

In Argentinien haben wir uns, obwohl es nicht sehr viele spektakulaere Sehenswuerdigkeiten gab, mit 32 Tagen recht lange aufgehalten. Das Land unterscheidet sich erheblich von seinen noerdlichen Nachbarn. Daher haben wir auch zu Argentiniern einige allgemeine Punkte zusammengefasst:

  • Durch enorme Importzoelle sind Autos und Motorraeder in Argentinien unverschaemt teuer. Trotz TUEV-aehnlicher, regelmaessiger Kontrollen sieht man erstaunlich alte, verrostete Fahrzeuge auf den Strassen. Hin und wieder ist so zwar eine richtige Raritaet zu sehen, meist sind die Autos jedoch in erbaermlichem Zustand. Entweder die Tueren fallen fast ab oder der Wagen kann nur noch durch Anschieben gestartet werden. Auch Bjoern hilft einmal einem verzweifelten Paerchen in einer Seitenstrasse in Azul beim Schieben.

  • Obwohl in den Staedten an zahlreichen unbeschilderten Kreuzungen eigentlich rechts vor links gilt, haelt sich kaum jemand an diese Reglelung. Da es scheint, dass der schnellere oder staerkere Vorfahrt hat, sehen wir nicht nur ueberall verdellerte Autos herum fahren, sondern auch einige Autos, die noch vom letzten Unfall quer auf der Kreuzung stehen.
  • In der Mitte des Landes werden kostenpflichtige Parkhaeuser eigentuemlicherweise als ‘Playa’ (dt: ‘Strand’) bezeichnet. Einheimische konnten uns den Grund leider nicht erklaeren.
  • Sonntags fahren die meisten Motorradfahrer, besonders in den grossen Staedten, ohne Helm, da die Polizei Sonntags anscheinend nicht so streng kontrolliert.
  • Wurde uns in Bolivien und Chile noch ganz normaler Tee als ‘Mate’ angedreht, so ist der echte Mate in Argentinien im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Viele Argentinier trennen sich ueber den Tag kaum eine Minute von ihrem Becher mit Trinkhalm und der dazu gehoerenden Thermoskanne fuers heisse Wasser. Tankstellen und einige oeffentliche Plaetze sind mit Heisswasserautomaten zum Fuellen der Termosflaschen ausgestattet.
  • Im Restaurant wird zum Preis von Speisen und Getraenken meist noch eine Gebuehr pro ‘cubierta’ (Besteck und Brot) erhoben.
  • Bestellt man ein Bier, so wird meist eine 1 Liter Bierflasche, in feineren Restaurants im Eiskuebel, auf den Tisch gestellt.
  • Die Aussprache der Argentinier hoert sich mit ihren Zischlauten ein wenig wie uebler hessicher Slang an. Die im reinen Spanisch als weiches j gesprochenen ll, j oder y werden hier als ‘SCH’ betont.
  • Schulkinder tragen Uniformen oder weisse Kittel, die sie wie Aerzte aussehen laesst. Generell sieht man, zumindest in den Staedten, haeufig auch Krankenhauspersonal in ihrer Berufskleidung auf der Strasse.
  • Wurden wir in Chile noch mit Muenzen ueberschuettet, ist Kleingeld in Argentinien rar. Das Wechselgeld wird oft aufgerundet, da die Geschaefte meist keine Muenzen haben. Da der Stadtbus jedoch ausschliesslich mit Muenzen bezahlt werden kann, ist es fast unmoeglich, diesen zu benutzen, denn kaum ein Geschaeft wechselt freiwillig Scheine ein.
  • Durch den hohen Entwicklungsstandard des Landes wirken die aermlichen, meist recht improvisiert aussehenden Gebetshaeuschen mit ihren roten Fahnen, rotem Schmuck und Wasserflaschenstapeln recht seltsam und etwas deplaziert.

  • Lebensmittel kaufen die Einheimischen im Supermarkt oft auf Kredit. An den Kassen wird dann meist ein Schreiben gezueckt, auf dem die faelligen Raten vom letzten Einkauf vermerkt sind, die dann in bar an der Kasse zu bezahlen sind.
  • Wie Biermarken bei Restaurants, so sind Hersteller von Suessigkeiten oft die Geldgeber fuer das Aussendekor von Tante-Emma-Laeden. Im Milka-Lila angestrichene Laeden sind daher in Argentinien keine Seltenheit.
  • Durch die reisserische Berichterstattung der argentinischen Medien ist eine wahre Dengue-Fieber-Hysterie ausgebrochen. Der Absatz and Insektenschutzmittel ist daher, obwohl Dengue nur in den tropischen noerdlichen Regionen auftritt, im gesamten Land sprunghaft angestiegen. Auch ueber jeden anderen Vorfall, von Verkehrsunfall bis Verhaftung, wird ausgesprochen indiskret, blutig und reisserisch berichtet.
  • Auf dem Land und besonders in Patagonien werden wir von entgegenkommenden Auto- und Lastwagenfahrern freudig mit Lichthupe und Handzeichen gegruesst. Eines Abends spricht uns eine Frau ganz aufgeregt an, ob wir denn vom Fernsehen waeren. Es gibt anscheinend eine argentinische Fernsehsendung, in der ein Argentinier mit seiner blonden Freundin die Welt per Motorrad umrundet. Daher sind wir uns nicht mehr sicher, ob das Gruessen in Argentinien generell ueblich ist oder ob wir stets verwechselt werden.
  • Trotz des heftigen Winds sind in Patagonien viele Radreisende unterwegs.
  • Argentinier zeigen beim Anstehen an Fahrkartenschaltern oder Bushaltestellen ein aehnliches Verhalten wie Englaender. Es bilden sich meist lange, einreihige Schlangen – eher unueblich fuer Lateinamerika in dem sonst ueberall fleissig gedraengelt wird.

Statistik Argentinien:
32 Tage Aufenthalt im Land
3528 km auf dem Motorrad
59 h Fahrt in Ueberlandbussen
66 US$ durchschnittliche Ausgaben pro Tag (2 Personen)

Top 5 Argentinien:
1 – Das Asado und Camping-Wochenende mit den Jungs von der ‘La Posta’ bei Azul
2 – Der Gletscher Perito Moreno bei Calafate
3 – Lustige Guerteltiere auf der Peninsula Valdes
4 – Unsere Zeit bei Christian in Buenos Aires und bei Balta in Cordoba
5 – Herbstliche Landschaften im Seengebiet des suedwestlichen Patagonien

Low 3 Argentinien:
3 – Die ruecksichtslosen Auto-, Bus- und Taxifahrer in Buenos Aires
2 – Der platte, windige und zum Motorradfahren recht langweilige Suedosten.
1 – Die „Nein, das geht nicht“-Attituede vieler Argentinier

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